Grüner Zoo Noch vor Ostern hat der Wuppertaler Zoo eine neue große Attraktion
Zoo. · Palmen im Wuppertaler Zoo. Es ist nicht zu übersehen, die Bepflanzung der Freifluganlage Aralandia hat begonnen. Seltene Vögel sollen dort einziehen. Und das noch vor Ostern.
Im Wuppertaler Zoo sind in den vergangenen Wochen Palmen gepflanzt worden. Mit der Anpflanzung reagiert der Zoo nicht etwa auf die milden Winter oder gar den Klimawandel. Nein, die aus Italien importierten Palmengewächse sind Teil der Kulisse, die sich den Besuchern des Grünen Zoos ab dem 30. März in der Freifluganlage Aralandia bietet. Der Wuppertaler Zooverein als Bauherr ist optimistisch, dass nach einer mehr als fünfjährigen Planungs- und Bauzeit die Eröffnung noch vor Ostern 2020 gefeiert werden kann.
Aralandia wird die Heimat von seltenen Papageien, Flamingos, Sonnensittichen und den Pudu-Zwerghirschen sein, die von den Besuchern bei einem Rundgang durch die Anlage ohne trennende Scheiben und Gitter erlebt werden können. 6,4 Millionen Euro kostet das Projekt, das der Zooverein zum großen Teil auf eigene Kosten stemmt. Es ist die größte Einzel-Investition in der Geschichte des Vereins. Unterstützt wird Aralandia von inzwischen mehr als 500 Netzpaten, die sich mit ihren Spenden an den Planungs- und Baukosten sowie am Artenschutz zum Erhalt seltener Aras in freier Wildbahn beteiligen.
Auf der Baustelle begrüßte Bruno Hensel, Vorsitzender des Zoovereins, am Montag den 500. Netzpaten. Jan Happich nahm als Mitglied der Geschäftsleitung der Reeder & Kamp KG die Urkunde für die 500. Netzpatenschaft entgegen und ließ sich von Bruno Hensel und Ralf Romey über den Stand der Bauarbeiten informieren. Ralf Romey ist Prokurist des Landschaftsgärtners Leonhards und Söhne. Das Wuppertaler Unternehmen hat die Bepflanzung und landschaftliche Gestaltung übernommen. Im Leipziger Zoo haben die Wuppertaler mit der Tropenhalle Gondwanaland bereits große Spuren hinterlassen, unter anderem rund 160 große Bäume gepflanzt.
Im Wuppertaler Zoo werden Palmen und Essigbäume den alten Baumbestand nicht ersetzen, sondern ergänzen „Im Herbst tragen die Essigbäume blutrote Blätter. Davon erwarte ich ein wahres Farbenfeuerwerk“, sagt Ralf Romey. Er ist zuversichtlich, dass die Restarbeiten termingerecht abgeschlossen sind. „Am 6. Januar geht es nach der Weihnachtspause zum Endspurt auf der Baustelle weiter“, sagt Ralf Romey.
Aralandia kann ein Vorzeigeprojekt werden
Das Stahlnetz, das den starken Schnäbeln der Papageien standhalten muss, wurde um zwei 80 bis 100 Jahre alte Ahorn-Stämme gespannt. „Diese beiden Bäume wollten wir unbedingt erhalten. Sie werden den Tieren im Sommer Schatten spenden“, sagt Bruno Hensel und sieht der Eröffnung Ende März mit großer Vorfreude und großer Spannung entgegen. Erst in der Praxis werde sich zeigen, wie das Zusammenleben verschiedener Tierarten in engem Kontakt zu den Zoobesuchern in Aralandia im Detail funktioniert. Über diese Details haben der Zooverein und die Leitung des Zoos unter Zoodirektor Arne Lawrenz über Jahre intensiv nachgedacht, nachdem die Mitglieder des Zoovereins 2015 den Grundsatzbeschluss zum Bau der Anlage fassten. Von der Fachwelt wird das Projekt Aralandia mit großem Interesse beobachtet. Es könnte Nachahmer finden.
Seltene Papageien werden die gefiederten Stars in Aralandia sein. Zunächst wird die Freifluganlage mit zwölf Hyazinth-Aras (Blau-Aras) bestückt. Sie sind bereits vor einer Woche aus Singapur in Wuppertal eingetroffen und haben zunächst die Quarantänestation bezogen. Später sollen weitere Aras, darunter auch die sehr seltenen Lear-Aras, aus europäischen Zoos hinzukommen, um in Wuppertal auf Partnersuche zu gehen. Finden Papageien-Paare in der Single-Börse des Grünen Zoos zueinander, werden sie an Zoos abgegeben, die die Zucht der vor dem Aussterben bedrohten Vögel betreiben wollen. Die Lear-Aras stammen aus Brasilien, während die ebenfalls sehr seltenen Pudus in Bolivien ihre natürliche Heimat haben. Der Zooverein hat die Botschafter aus Brasilien und Bolivien zur Eröffnungsfeier eingeladen.
„Wir hoffen sehr, dass sich die Papageien nicht zu intensiv mit der von Leonhards angelegten Gartenlandschaft beschäftigen werden“, sagt Bruno Hensel. Die Papageien stehen schließlich in dem Ruf, mit ihren starken Schnäbeln praktisch alles knacken und in Einzelteile zerlegen zu können. Ein künstlicher Baumstamm, der mit frischem Grün zum Knabbern bestückt werden kann, soll daher zusätzliche Möglichkeiten bieten, die Tiere anderweitig zu beschäftigen. Den Bewohnern der Anlage - das gilt für die 20 Sonnensittiche, die Flamingos, die aus Chile stammen, oder auch für die Pudus - wird rund um die Uhr der Zugang zu den Außengehegen offen stehen. „Daher haben wir eine Lärmschutzwand hin zum Zooviertel gebaut, die alleine rund 250 000 Euro gekostet hat“, sagt Bruno Hensel.
Die Papageien erhalten ihr Futter ausschließlich im Vogelhaus, das für die Besucher zum Teil einsehbar sein wird. Beim Wechsel vom Vogelhaus zum Außengelände oder umgekehrt, passieren die Vögel eine Klappe, in der sie automatisch gewogen und identifiziert werden können. Somit besteht auch die Möglichkeit, sie in der Röhre, die an eine Katzenklappe erinnert, einzufangen, was in der Freiflughalle weit aufwendiger wäre und halsbrecherische Einsätze für Mensch und Tier erfordern würde.