Ölberg: Mit Netzwerk gegen steigende Mieten

Anwohner wollen das Quartier in seinem aktuellen Zustand erhalten. Arbeitsgruppen sollen dafür Möglichkeiten entwickeln.

Die Marienstraße am Ölberg

Foto: Anna Schwartz

Ölberg. Die Stühle in der Ölbergkneipe „Am Langen Handok“ an der Marienstraße reichten am Mittwochabend nicht aus, um all den besorgten Anwohnern Sitzgelegenheiten zu verschaffen. So nahmen etliche auf dem Boden Platz und diskutierten eifrig und temperamentvoll zum Thema „Verdrängung und Gentrifizierung“. Kürzlich hatte es mit dem Kiosk Lale und der Goldschmiedewerkstatt zwei Beispiele für Kündigungen gegeben (WZ berichtete), und das hatte die Ölberger aufgeschreckt.

Allerdings wurden während der Diskussion am Dienstagabend keine neuen Fälle bekannt, und die Sorge vor Sanierungen und damit verbundenen Mieterhöhungen stand eher im Vordergrund als konkrete Bedrohungen des Lebensraums rund um Hombüchel, Marien-, Gertruden- oder Wirkerstraße. So konnte die Inhaberin der Goldschmiede leichte Entwarnung geben: „Der Eigentümer hat mir gesagt, dass ich nicht zwingend zum 30. Juni heraus muss. Wenn ich noch nichts Neues gefunden hätte, könnte ich noch bleiben. Wie lange, hat er allerdings nicht gesagt.“

Auch der eigentlich positiv besetzte Begriff „Aufwertung“ stand in der Kritik. „Was bedeutet das für die Mieter? Aufwertung ist immer mit Mieterhöhungen verbunden“, hieß es von einem Bewohner. Im Raum stand auch die Frage, welche Häuser von den teilweise unbekannten Vermietern als reine Investitionsobjekte angesehen würden. Da sei erhöhte Wachsamkeit geboten. Andere berichteten von geplanten Mieterhöhungen, die man dem Eigentümer aber nach eingehender Diskussion und Appellen an seine Menschlichkeit ausgeredet hatte. „Niemand möchte als jemand da stehen, der Menschen aus finanziellen Gründen um ihren Lebensraum gebracht hat“, erfuhren die Zuhörer.

„Wir müssen uns solidarisieren und schützen, was wir haben“, war die einhellige Meinung der Versammelten, die hörten, dass es auf dem Ölberg auch Neubewohner gebe, die vor den Mietpreisen in Düsseldorf und Köln nach Wuppertal geflohen sind. „Solche Fehler, wie da geschehen sind, dürfen sich in Wuppertal nicht wiederholen, deshalb müssen wir uns früh genug zusammen tun“, erklärte ein weiterer Teilnehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Um „den Anfängen zu wehren“, will man sich zukünftig regelmäßig alle 14 Tage treffen und hat den 14. März schon als nächsten Termin ausgemacht. „Wir wollen Arbeitsgruppen bilden und Netzwerke schaffen“, so lautete das Fazit des Treffens im urigen Quartier. „Gemeinsam können wir schon etwas bewegen“, waren sich die Anwesenden sicher.