"Papierkrieg" in der Stadtverwaltung: Eine Recycling-Richtlinie soll ihn beenden

Einstimmiger Beschluss der Politik: Die Stadtverwaltung ist nun zum Einsatz von Recyclingmaterial verpflichtet — bis auf wenige Ausnahmen.

Wuppertal. Der „Papierkrieg“ bei der Stadt Wuppertal geht in die nächste Runde: Der Umweltausschuss hat einstimmig eine Richtlinie beschlossen, nach der allen Ebenen der Stadtverwaltung verbindlich vorgeschrieben wird, in Zukunft nur noch Recyclingpapier zu verwenden. Um dabei auf eine Quote von mindestens 90 Prozent zu kommen, soll es möglichst wenige Ausnahmen geben — wie etwa durch externe Vorgaben wie durch die Bundesdruckerei. Die neue Richtlinie soll die jahrelange Auseinandersetzung um den Einsatz von mehr Recyclingpapier bei der Stadt Wuppertal beenden.

Nach einem Jahr soll die Papierbilanz der Verwaltung überprüft und die Richtlinie gegebenenfalls verschärft werden. Mit ihr verbunden sind zum Beispiel auch entsprechende Vorgaben für die Neuanschaffung von Druckern.

Wie berichtet, standen in den vergangenen Jahren unter anderem die Wuppertaler Schulen in der Kritik. Auch aus Sicht der Umweltorganisation Greenpeace greifen sie noch viel zu selten auf Recyclingpapier zurück: Eine Quote von gut 60 Prozent beim Frischfaserpapier sei — abgesehen von der Vorbildfunktion aller Schulen — ökologisch untragbar: „Sie sind damit für erhöhten Energie- und Ressourcenverbrauch, größere Abwassermengen und einen größeren Holzbedarf, der zum Teil auch in Urwäldern gedeckt wird, mit verantwortlich“, heißt es in einer Stellungnahme von Greenpeace. Sie ging der Entscheidung des Umweltausschusses voraus und wurde dort einhellig begrüßt. Wie berichtet, wurde bereits vor zwei Jahren ein Beschluss für mehr Recyclingpapier bei der Stadt gefasst und seinerzeit auch mit einem mittlerweile 15 Jahre alten Ratsbeschluss begründet.

Qualitative Bedenken gegen den Einsatz von Recyclingpapier lässt die Richtlinie nicht gelten, und auch Greenpeace bezeichnet diese als überholt: „Wuppertal muss — wie zum Beispiel Bonn, Münster oder Essen — eine Recyclingpapierquote von 100 Prozent erreichen.“

Wie berichtet, geht es um große Papiermengen, die die Wuppertaler Schulen zum Teil in Eigenregie anschaffen. Alleine die Schulen haben im vergangenen Jahr fast 11,5 Millionen Blatt Papier verbraucht — und das bei einer städtischen Gesamtmenge von fast 41,5 Millionen Blatt.

Im Ausschuss gab es erfreuliche Zahlen, als es um die Bilanz der Umweltprojekte „Müllwerkstatt“ in Wuppertaler Kindergärten und „Müllennium“ in vielen Grundschulen ging: Vom Förderverein der Station Natur und Umwelt initiiert und gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Arbeitskreis für Abfallberatung durchgeführt, richten sich beide Projekte ganz bewusst an Kinder und Jugendliche als Multiplikatoren in ihren Familien.

„Müllennium“ vermittelt seit gut zehn Jahren die Einsparung von Restmüll und hatte im Schuljahr 2011/2012 das Schwerpunktthema „Papier“: 37 Schulen beteiligen sich derzeit am Projekt, darunter 29 Grundschulen, was hier einer Quote von 50 Prozent entspricht: 2011 haben die Projektschulen mehr als eine Million Liter Restmüll eingespart, was laut Stadt 925 gefüllten großen Müllcontainern entspricht.

Bei der Papier-Aktion haben 19 Wuppertaler Schulen insgesamt fast 2,5 Millionen Blatt Papier eingespart. Das entspricht, so wurde es dem Umweltausschuss vorgerechnet, gut 61 ausgewachsenen Fichten. Noch ausbaufähig: An der „Müllwerkstatt“ beteiligen sich mit derzeit 45 Einrichtungen etwa 25 Prozent aller Kindergärten in Wuppertal.