Paul Kreber rettete eine Familie vor den Nazis

Der Wuppertaler Polizist ist ein Thema einer Ausstellung in Berlin und eines Films der ARD zur Rolle der Polizei in der NS-Zeit.

Wuppertal. Der Tod war ihre Bestimmung: 1942 sollten alle „Zigeuner“ — die Sinti und Roma — in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert werden. Das befahl ein Erlass vom Deutschen Polizeichef Heinrich Himmler. Im Frühjahr 1943 wurde der Erlass umgesetzt. Verantwortlich dafür war auch in Wuppertal die Kriminalpolizei, bei der Paul Kreber im Erkennungsdienst arbeitete. Er trug jedoch zu viel Humanität in sich, um alle Befehle einfach auszuführen, berichtet Michael Okroy, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge.

Die Geschichte Krebers, der einer siebenköpfigen Familie (fünf Kinder) bei der Flucht half, ist ein Schwerpunkt einer Dokumentation der ARD und einer Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und Berlin. Beides soll die Rolle der Polizei im NS-Staat thematisieren.

Die Sinti und Roma waren 1943 an der Hilgershöhe in einer Notsiedlung quasi gefangen, so Okroy. Auf Kripo-Listen waren sie registriert. Kreber hatte Kontakt zu einer der Familien — die Frauen hatten sich kennengelernt, eine Freundschaft hatte sich entwickelt. Immer wieder warnte der Polizist die befreundete Familie, aber auch andere Familien, wenn Razzien anstanden. Auch sorgte er dafür, dass ihre und andere Namen nicht auf der Deportationsliste standen, weiß Okroy.

Zum Teil gelang es ihm auch, Deportations-Befehle zu verzögern. Nach dem Krieg hatten die Familien von Retter und Geretteten wieder Kontakt. Paul Kreber wurde zum festen Begriff in der Sinti- und Roma-Gemeinschaft. 1988, ein Jahr vor seinem Tod, bekam er in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz überreicht. „Damals gab das nur eine Minimeldung“, sagt Okroy. „Das wurde kaum zur Kenntnis genommen.“

Okroy versuchte, ein möglichst stimmiges Bild der Geschichte zu erstellen. Bei seiner Recherche hat er sich nicht nur Dokumente angesehen. Ein wichtiger Teil der Forschung war, Gespräche mit den Familien zu führen. Ein Sohn der Sinti-Familie lebt heute noch. Der Jüngste, der 1942 in Wuppertal geboren wurde. Er wird neben Okroy auch im ARD-Film gezeigt.

Über Paul Kreber sagt Okroy: „Es bleiben Widersprüche und offene Fragen. Den perfekten Retter gibt es nicht.“ Trotzdem sei Paul Kreber ein „seltenes Beispiel für Zivilcourage, für jemanden, der sich für eine Minderheit einsetzt.“ Für ihn ist auch eine Erinnerungstafel im Polizeipräsidium angebracht worden. Erst seit etwa 15 Jahren finde in der Stadt eine breite Aufarbeitung der NS-Zeit statt, sagt Okroy. Die Erinnerungslandschaft sei vielfältig. „Es gibt viele gute Ansätze, es wird nicht zu wenig getan.“