Pino hat Gutes für den Augenblick

Der Betreiber des Kiosks an der Opphofer Straße kennt die richtige Philosophie für den Spontankauf.

Pino hat Gutes für den Augenblick
Foto: Stefan Fries

Elberfeld. Der Ausblick geht auf die Straße, Grün gibt es an dieser Stelle auch keins. Trotzdem sitzen Melanie Kaiser (31) und Martina Klein (52) gern an dem kleinen Metalltischchen neben dem Kiosk an der Opphofer Straße. Das improvisierte Café unter der Plane ist für Mutter und Tochter fester Anlaufpunkt beim Spaziergang mit Jason Alexander (2). Und Kiosk-Besitzer Pino Badalamenti (57) freut sich über Gesellschaft.

Er steht täglich von 10 bis 22 Uhr seinem Büdchen, sieben Tage in der Woche. Auf die Frage, wer alles hier arbeitet, sagt er augenzwinkernd: „Ich und Pino“. Morgens kauft er ein, mittags kommt seine Frau mit dem Mittagessen. Und wenn er seinen Kiosk abschließt, geht er noch ins Fitnessstudio. Zu der vielen Arbeit sagt er: „Kein Problem, das bin ich gewöhnt.“

Das kleine Häuschen neben dem Backsteingebäude der Schule war einst eine Bäckerei, später ein Blumenladen und ein Geschäft für Modelleisenbahnen. Pino Badalamenti eröffnete darin vor 16 Jahren einen An- und Verkauf für Videospiele, damals noch nebenberuflich. Doch das Geschäft lief irgendwann nicht mehr. Weil er auch den Umzug seiner Firma nach Köln nicht mitmachen wollte, sattelte er um auf Kiosk: „Ich habe von Null angefangen.“

Bei ihm gibt es „alles, was man braucht“: Zigaretten und Schokoriegel, Kaugummi und Schnapsfläschchen, Eis und die bunten Süßigkeiten, die Kinder für kleines Geld kaufen. Er hat zwei Handvoll „Stammkinder“, doch der Schulweg der meisten Kinder führe leider in die andere Richtung, auch da gibt es einen Kiosk. Das Geschäft ist nicht leicht, aber: „Ich bin ein Kämpfer.“

Kalte Getränke stehen im großen Kühlschrank griffbereit. Und in der Ecke gibt es die Waren für Notfälle: Mehl, Zucker, Milch, Nudeln, Ravioli. „Wenn am Wochenende Besuch kommt“, erklärt er. Diese Notfallkäufe kämen aber seltener vor, seit die Geschäfte auch samstags lang geöffnet sind.

Kaffee schenkt er auch aus. Den oder kalte Getränke nehmen die Stammkunden gern auf der Mini-Terrasse zu sich. „Weil es hier gemütlich ist“, erklärt Melanie Kaiser, die vor einem Eiskaffee sitzt. Ihre Mutter stimmt zu. Und Nachbar Ernesto Gianbertone, der auf seinem Rundweg mit Hund hier einkehrt, auch.

Ärgerlich findet Pino Badalamenti, dass seine Gäste dort kein Bier trinken dürfen. Dafür bräuchte er eine Schankerlaubnis. Die nötigen Toiletten habe er, was fehlt, sei ein Stellplatz. „Das verstehe ich nicht. Wenn jemand bei mir Alkohol trinkt, soll er danach in sein Auto steigen?“

Die meisten Stammkunden kommen aus der Nachbarschaft. Laufkundschaft hat er vor allem, wenn der Trödelmarkt an der Schwesterstraße stattfindet. Die Einkäufer kämen dann auf dem Weg zur Bushaltestelle bei ihm vorbei. „Sie schleppen ihre Einkäufe und haben Durst“, weiß Pino Badalamenti. Wenn dann einer zögert, weil es bei ihm mehr kostet als beim Discounter, erklärt er: „Es geht doch nur um den Augenblick!“ Klar könne man vorher Getränke im Supermarkt kaufen, aber die wolle doch keiner mit sich rumschleppen. Wenn er unterwegs Kaffee trinke, sehe er auch nicht auf den Preis.

Und dann erzählt er noch eine Geschichte: Von einem Vater, den er mal beim Einkaufen mit seinem Sohn beobachtet habe. Als der Sohn unbedingt eine kleine Figur wollte, habe der Vater sie ihm gekauft. „Der Junge war so glücklich in dem Moment. Diese Freude ist doch jede Bezahlung wert — selbst wenn er später die Lust an dem Spielzeug verliert.“

Pino Badalementi ist auf Sizilien geboren. Als 17-Jähriger folgte er seiner Schwester nach Wuppertal und ist hier heimisch geworden. „Wuppertal ist meine Stadt“, sagt er überzeugt. „Berge rauf, Berge runter!“— das gefällt ihm. Andere Städte reichten da nicht ran, „Köln, Düsseldorf, München? Da ist doch alles flach. Wuppertal ist am schönsten!“