Neuer Strich im Erlbruch-Kalender

Wolf Erlbruch übergibt Stab und Stift an Sohn Leonard. Ein Gespräch über Berufswege, väterlichen Einfluss und Hundebilder.

Ein neuer Strich im Kinderzimmerkalender des Peter Hammer Verlages — ein bisschen eckiger, ein bisschen dynamischer: Wolf Erlbruch hat den Kalender für 2017 gemeinsam mit seinem Sohn Leonard gestaltet. Ab 2018 gestaltet der 32-Jährige die 13 Motive des Kalenders dann allein. Er hat nach dem Abitur in Leipzig Illustration studiert und lebt dort heute mit seiner Familie.

Herr Erlbruch, seit wann begleitet Sie der Kinderzimmerkalender?

Foto: Erlbruch/Peter Hammer Verlag

Leonard Erlbruch: Seitdem ich ungefähr sieben war, war er immer wieder präsent. Das Atelier meines Vaters war ja auch bei uns im Haus.

Wie kann ich mir die Zusammenarbeit am neuen Kalender praktisch vorstellen?

Erlbruch: Mein Vater hat mir vor zweieinhalb Jahren angeboten, den Kalender zu übernehmen. Seitdem haben wir uns viel darüber ausgetauscht. Es ist ja quasi sein Baby, da war ihm wichtig, dass ich einige Grundzüge beibehalte.

Was denn zum Beispiel?

Erlbruch: Ich sollte darauf achten, dass die Zeichnungen eine Geschichte erzählen, die man sofort versteht — auch wenn man bei einem Kalenderblatt eigentlich einen Monat Zeit dafür hätte. Und er wollte, dass ich die Aufgabe ernst nehme, es gibt schließlich eine eingeschworene Fan-Gemeinde. Das hätte ich aber sowieso getan - es ist ja schon ein großes Erbe, das ich antrete.

Haben Sie sich über die Verteilung von Themen und Tieren abgesprochen?

Erlbruch: Ich habe schon früh mit meinem Teil des Kalenders angefangen und die Skizzen meinem Vater gezeigt. Danach habe ich mich aber befreit, allein weitergemacht und im November 2015 alles beim Verlag abgegeben. Er hat erst kurz vor Schluss abgegeben.

Von wem stammt das Titelblatt?

Erlbruch: Das hat sich mein Vater nicht nehmen lassen.

Haben Sie immer schon gezeichnet?

Erlbruch: Seitdem ich denken kann. In seinem Bilderbuch „Leonard“ stehen ja vorne schon die bösen Hunde, die ich mit fünf oder sechs immer gemalt habe.

Hat sich Ihr Verhältnis zu Hunden seitdem gebessert?

Erlbruch (lacht): Ja, durchaus.

Ihr Vater hat offenbar ein Faible für Katzen, Hunde wirken bei ihm oft ein bisschen blöd.

Erlbruch: Das kann schon sein. Ich mag Hunde gern und sehe zu, dass sie gut wegkommen. Tiere zeichne ich mit am liebsten, mir liegen gerade die anthropomorphen, also menschenähnlichen Illustrationen wie in dem Kalender. In Büchern habe ich das leider bisher noch nicht so gehabt.

Hätte es eine Berufsalternative zum Illustrator gegeben?

Erlbruch: Nicht wirklich. Ich war immer relativ selbstbewusst in meinem Können. Natürlich war mir auch klar, dass die Wenigsten, die das studieren, davon leben können. Auch bei mir ist das noch nicht wirklich rosig. Die Zeiten haben sich sehr geändert. Mein Vater hat früher viel für die Werbung gearbeitet, es gab Zeichnungen in Magazinen — das ist heute alles nicht mehr so.

Sie haben aber doch schon 19 Bücher illustriert.

Erlbruch: Ich habe ja schon als Schüler angefangen — die Bücher von Per Olov Enquist und Peter Maiwald sind erschienen, bevor ich Abitur hatte. Parallel zum Studium habe ich auch immer zwei bis drei Bücher im Jahr gemacht.

Wie viel Bücher schaffen Sie heute im Jahr?

Erlbruch: Das kommt auch auf die Angebote an. Aber mehr als vier oder fünf sind nicht drin, sonst verzettelt man sich.

Würden Sie gern mal etwas anders machen als Kinderbücher?

Erlbruch: Das würde auch mir gut liegen, aber es fehlen die Angebote. Generell habe ich aber nichts zu meckern, ich mag die Kinderbücher. Ich habe selbst zwei Kinder, insofern bin ich sowieso gerade in dieser Welt unterwegs.

Hatten Sie je Befürchtungen, ob Sie sich von den Arbeiten Ihres Vaters abgrenzen können?

Erlbruch: Er hat mir natürlich viel beigebracht, aber seitdem ich nach Leipzig gezogen bin, hat er nicht mehr so viel Einfluss. Ich werde natürlich oft auf ihn angesprochen, aber für mich war das bisher mehr ein Sprungbrett — sonst macht man mit 17 oder 18 Jahren nicht sein erstes Buch.

Was ist Ihr aktuelles Projekt?

Erlbruch: Unter anderem sitze ich am nächsten Kalender.