Messe Polis Convention: Stadt registriert großes Interesse am Thema Wohnen
Die Polis-Messe für Stadt- und Projektentwicklung hat in Corona-Zeiten das Experiment gewagt, sich rein digital zu präsentieren. „Das war für uns zunächst ein Experiment, bei dem wir nicht wussten, was uns erwartet.
Trotzdem haben wir mitgemacht und das war eine gute Entscheidung. Bis zu 1000 Nutzer waren als Fachpublikum zeitgleich online. Unter den Ausstellern gab es viele spannende Unternehmen und wir konnten mit vielen neuen Kunden Kontakt aufnehmen“, sagt Rolf Volmerig, Chef der Wirtschaftsförderung Wuppertal.
Man habe sich und die eigenen Projekte durch die digitalen Möglichkeiten besser präsentieren können, als dies bislang mit klassischen Printmedien am Messestand der Fall war. Bei den Vorträgen habe es ein breites Kongressprogramm gegeben. „Bei unseren eigenen Vorträgen hatten wir mehr als 80 Teilnehmer. Darunter waren viele neue Namen. Es gab etwa 50 bis 60 Neukontakte. Nachfragen konnten wir im anschließenden Chat direkt online abarbeiten. Was fehlt, ist der Face-to-Face-Kontakt am Messestand. Hier mussten wir Alternativen wie Videocalls oder Chats nutzen. So gibt es bei uns eine gewisse Vorfreude, auf die Rückkehr zur analogen Messe vor Ort. Der direkte Kontakt am Stand ist durch nichts zu ersetzen, aber in diesen Zeiten war die digitale Variante trotzdem gut. Für uns ist die Polis-Messe als Fixpunkt bei der Kommunikation wesentlich im Ablauf des Jahres“, sagt Volmerig, der mit einem fünfköpfigen Team an der Messe teilgenommen hat.
Vier große Projekte hat die Wirtschaftsförderung bei der Messe präsentiert und dafür zum Beispiel für die Produktion von Videoclips bei den Vorträgen 12 000 Euro investiert. Vorgestellt wurde zum Beispiel der Smart Tec Campus auf dem Gelände der Bergischen Sonne. „Das ist ein wichtiges Entwicklungsprojekt mit der Zielgruppe künstliche Intelligenz und smarte Technologien. Hier suchen wir überregional Nutzer. Es gab zwei Nachfolgekontakte mit dieser speziellen Zielgruppe, die hohe Ansprüche hat.“
Für das Kleeblatt gab
es erste Kontakte
Ein weiteres Projekt war das Postgebäude am Kleeblatt mit einer Fläche von 43 000 Quadratmetern. Auch hier habe es erste Kontakte zu größeren Nutzeroptionen gegeben. „Ein Megathema war Wohnen. Es gab viele Investoren in diesem Bereich bei den Ausstellern der Messe. Auch hier wurden von uns Projekte vorgestellt, für die es Nachfrage gab. Gerade beim Baulandpotenzial in Wuppertal gibt es eine große Dynamik.“
Auch von der Veranstalterseite wurde eine positive Bilanz gezogen: „Wir wurden am ersten Tag vom positiven Feedback regelrecht überrollt. Das hatten wir bei einem Format, das es so noch nicht gegeben hat, nicht erwartet. Das gilt auch für die durchschnittliche Verweildauer der Nutzer auf der Plattform, die fünf Stunden betragen hat“, sagt Susanne Peick von der Wuppertaler Polis-Convention GmbH. Auch die Referenten hätten sich gut betreut gefühlt. „Da hat es auch viele Gespräche im Vorfeld gegeben.“
Insgesamt 2160 Teilnehmer hatten sich angemeldet, 1617 waren schließlich live im Internet dabei. „Bei der analogen Polis-Messe 2019 hatten wir 5000 Besucher. Aber wir sind mit der Teilnehmerzahl bei der ersten digitalen Ausgabe trotzdem sehr zufrieden.“ Die Mehrzahl der Teilnehmer kam aus Deutschland, gefolgt von den Niederlanden. Dazu kamen User aus Schweden, der Türkei, Großbritannien, Österreich und den USA. 90 Prozent der ursprünglich zur analogen Messe angemeldeten Aussteller hatten sich auch für die digitale Variante angesprochen, sodass auch zahlreiche neue Aussteller wie der Energieversorger EON oder die Wirtschaftsförderung Bremen den Weg zur digitalen Plattform fanden. Insgesamt hat es bei der ersten digitalen Polis-Messe laut Veranstalter 2700 neue Kontakte zwischen den Teilnehmern gegeben.
Bei den Themen der Polis-Messe standen das Wohnen, die Mobilität, die Stadt der Zukunft, die künftige Energieversorgung und die Logistik in der Innenstadt bzw. die Entlastung der Innenstädte vom Verkehr im Mittelpunkt. „Es ging vor allem darum, wie Städte lebenswerter werden können. Dazu müssen alle näher zusammenrücken und mehr interdisziplinär arbeiten. Man muss auf die Bedürfnisse anderer achten und so gemeinsame Schnittstellen finden“, erläutert Peick. Die Corona-Krise war kein explizites Thema, spielte aber gerade bei der Entwicklung der Innenstädte eine Rolle. „Dabei wurde die Krise mehr als Chance begriffen. Man darf nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sollte neue Visionen entwickeln und die Impulse aus der Krise nutzen“, fasst Peick den Ansatz der Teilnehmer zusammen.
Ob die nächste Polis-Messe wieder analog stattfinden kann, ist derzeit noch ungewiss. „Die digitale Premiere kam, bedingt durch die Corona-Krise, schneller als erwartet. Sie wird künftig ein integraler Bestandteil aller Polis-Messen sein, die aber wieder analog stattfinden sollen. Der direkte Kontakt zwischen den Menschen ist durch nichts zu ersetzen. Die digitale Variante kann die Messe vor Ort aber durchaus sinnvoll ergänzen. Dazu müssen wir jetzt unser Konzept weiterentwickeln und Feinjustierungen vornehmen.“