Ausstellung Über den Wert der künstlerischen Arbeit

Andreas M. Wieses „offizielles“ Porträt ist zu Gast in Eckehard Lowischs Ausstellung „Engels 2020 Skulptur“.

Engels-Treffen in der Kunststation in Vohwinkel: (v.l.)  Andreas M. Wiese und Eckehard Lowisch. 

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sich ein Bild von Engels machen – das ist in diesem Jahr in Wuppertal eine beliebte Aufgabe. Vor allem bei Kunstschaffenden. Schließlich jährt sich der Geburtstag des großen Barmer Sohns zum 200. Mal. Zwei Künstler lassen nun ihre Engels-Bilder in einen Dialog treten: Andreas M. Wiese steuert das „offizielle“ Porträt bei, Eckehard Lowisch seine freie Skulpturvariante „Engels 2020“. In der Kunststation des Bildhauers im Bahnhof Vohwinkel treffen beide seit letztem Wochenende aufeinander.

Auch das Engelsjubiläumsjahr hat unter der Coronakrise gelitten. Was für den Maler bedeutete, dass die Tournee seines Bildes durch die Stadt unterbrochen werden musste. Dabei braucht es die Meinung der Menschen, die Wiese akribisch mit einem neun Punkte umfassenden Fragebogen ermitteln will, um am Ende über sein Schicksal zu befinden, dabei auch ein Übermalen nicht ausschließen will. Was die Spannung bis zur Abschlusspräsentation im Neuen Kunstverein Anfang 2021 erhöhen dürfte. Warum er das tut? Weil er seine Arbeit als Künstler machen, also malen und den Wert dieser Arbeit erfahren will, erklärt er, was sich im Ge- oder Missfallen ebenso ausdrücke wie in der Bereitschaft dafür zu bezahlen oder nicht. „Es geht nicht um das, was Künstler machen, sondern um das, was andere davon denken. Wir sind wie die Arbeiter vom Kapital abhängig“, sagt er und ergänzt, dass er als Vorlage nur deshalb ein Foto des älteren Engelskopfes gewählt habe, weil es die beste Auflösung habe: „Im Grunde kann jeder das offizielle Engels-Bild machen.“

Zwei völlig unterschiedliche Ansichten von Engels

Um den Wert künstlerischer Arbeit geht es auch Eckehard Lowisch, der aber einen anderen Ansatz verfolgt. Er fragt, ob die Digitalisierung den Wert von Kunst gefährdet, wenn diese von Robotern erzeugt wird und grenzenlos reproduzierbar ist. Damit knüpft er bewusst bei Engels an, in dessen Zeit der Wert der Arbeit durch die Erfindung der Webmaschine stark verändert wurde. Lowischs „Engels2020 Skulptur“ basiert auf einer Plastik, die er einst für seine Tochter schuf, und verzichtet auf Engels’ Attribute wie den Rauschebart. Die Coronakrise verhinderte die Teilnahme seines Projekts an der großen Engels-Ausstellung in der Barmer Kunsthalle. Erst jetzt wurde seine Ausstellung mit mannigfachen Größen und Ausführungen der Figur eröffnet. Lowisch ist auf die Reaktionen der Menschen gespannt, die er nicht mittels Fragebogen, sondern mittels Kaufinteresse messen will.

Das Engelsjahr hat beiden Künstlern neue Erkenntnisse über den historischen, vor allem den privaten Revolutionär gebracht. Sie wollen dazu beitragen, dass das Interesse der Menschen in der Stadt an Engels noch wächst, zumal, so Lowisch, dieser Wegweisendes zu den Themen Arbeit, Natur und Nachhaltigkeit geschrieben habe. Ihr Beitrag dazu: Wieses Engels, der Ähnlichkeiten mit diesem hat, ohne, so der Künstler, eine Botschaft daran zu knüpfen. Und Lowischs ganz und gar unähnlicher Engels, der Projektionsfläche für die Auseinandersetzung mit ihm sein will. Im Übrigen schätzen die Künstler die Arbeit des jeweils anderen – wegen deren Idee.

» Der Dialog der beiden „Engels-Bilder“ geht am 22. und 23. August, 15 bis 18 Uhr, in der Kunststation, Bahnhof Vohwinkel weiter. Lowischs Ausstellung bleibt danach, Wieses Porträt wandert weiter (weitere Stationen: VHS, Wuppertal Institut, Loch).