Emrah E.: Der Gotteskrieger aus Wuppertal
Der Vohwinkeler Emrah E. wurde in Tansania verhaftet. Er steht unter Verdacht, ein Terrorist zu sein.
Wuppertal. Die Polizei in Tansania hat den Wuppertaler Emrah E. festgenommen, der nach Informationen von Spiegel Online in ganz Afrika gesucht wurde und als mutmaßlicher Terrorist gilt. Der Wuppertaler soll Kontakt zum Terrornetzwerk al-Qaida gehabt haben und wird beschuldigt, an einem Anschlag auf ein Einkaufscenter in Kenia beteiligt gewesen zu sein, bei dem ein Mensch starb und weitere 28 verletzt wurden.
Der türkischstämmige Deutsche ist der Bruder von Bünyamin E. aus Wuppertal, der im Jahr 2010 im pakistanischen Waziristan auf einem Gehöft von einer US-Drohne getötet wurde. Die ferngesteuerte Drohne soll zwei weitere Muslime getötet haben, die sich auf dem Gehöft aufhielten, das als al-Qaida-Ausbildungslager galt.
Der 20-jährige Bünyamin E. hatte bis 2006 die Hauptschule in Vohwinkel besucht. Nach seinem Hauptschulabschluss hatte er sich 2007 an der Abendrealschule am Hohenstein eingeschrieben und dort bis 2009 gelernt. Auch er wohnte in Vohwinkel. Bünyamin E. hatte auf einem Bauernhof in Velbert gejobbt, ebenso wie sein älterer Bruder Emrah. Während Bünyamin E. von dem Velberter Landwirt als „zuverlässig, still und schüchtern“ beschrieben worden war, soll sich Emrah E. so aggressiv geäußert haben, dass er gehen musste.
Offenbar hat der Verfassungsschutz Emrah E. schon seit geraumer Zeit überwacht. Nach Informationen des Spiegel tauchte der Wuppertaler im Internet in martialischen Posen auf. Unter anderem war er mit umgehängter Maschinenpistole auf einem Motorrad zu sehen. Emrah E. soll durch Warnanrufe bei Behörden in Deutschland dafür gesorgt haben, dass eine der höchsten Warnstufen galt. Damals wurden Bahnhöfe und auch der Reichstag in Berlin streng bewacht. Laut Spiegel habe man die Hinweise des Wuppertalers „sehr ernst“ genommen.
Offenbar wurden die Wuppertaler Brüder in Vohwinkel radikalisiert. Das bestätigte ein Berliner Insider gestern auf Anfrage der WZ. In der Vohwinkeler Eugen-Langen-Straße existierte bis vor einem Jahr eine Moschee, die von Insidern der Salafisten-Szene zugerechnet wird.
„Schababannur“ — Jugend des Lichts“ nennt sich die Gruppe, über die die WZ erstmals im Oktober 2010 berichtete. Auf der Internet-Seite des Vereins wurde nach Auskunft des Wuppertaler Integrationsamtes auf Seiten verlinkt, auf denen die Terror-Anschläge des 11. September als Inszenierung der USA bezeichnet werden. Prediger bei Schababannur ist ein Mann mit dem Namen Abu Jibriel. Er soll enge Kontakte zu dem Islam-Prediger Aba Hamza haben, der mit bürgerlichem Namen Pierre Vogel heißt und eine der Führungsgestalten der deutschen Salafisten ist.
Abu Jibriel hat nach WZ-Recherchen bis vor wenigen Jahren in der Wuppertaler Abu Bakr Moschee — sie befand sich zunächst in der Gronaustraße, ist heute in der Wittensteinstraße — Vorträge gehalten. In dieser Moschee sei er jedoch von liberalen Moslems nicht mehr geduldet worden. Der Schwerpunkt Schababannurs lag in der Jugendarbeit. So gab es eine Hausaufgabenbetreuung und Angebote für Jugendliche. Eine Mitarbeiterin des Berliner Zentrums für Demokratische Kultur, die ihren Namen nicht nennen möchte, hatte den Wuppertaler Prediger gehört und ordnete ihn den Salafisten zu. Ibrahim Rahzoi von Schababannur hatte gegenüber der WZ die Vorwürfe als haltlos bezeichnet und von einer „regelrechten Hetze“ gegenüber Muslimen in Deutschland gesprochen.
Bünyamin E. soll zeitweise im Vorstand von Schababannur in Vohwinkel gewesen sein. Die Brüder hätten versucht, weitere junge Leute zu radikalisieren und ein Netzwerk in Vohwinkel aufzubauen. Dies sei jedoch gescheitert. Gegenüber der Berliner Tageszeitung äußerte Prediger Abu Jibriel 2010: „Wir wussten nichts von ihren Einstellungen. Wer zur Gewalt aufruft, fliegt bei uns achtkant raus.“ Jibriel, er gilt als einer der Köpfe der deutschen Salafisten-Szene, distanzierte sich von den Brüdern.
Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) sagt, dass ihm derzeit nicht bekannt sei, dass radikale Moslems in Wuppertal predigen würden. Er sei froh, dass die Salafisten Vohwinkel verlassen hätten, weitere Erkenntnisse habe er nicht. Jung: „Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass die Gefahr der Radikalisierung latent vorhanden ist.“