Radeln in der City: „Es wird immer besser“

Noch läuft nicht alles optimal, doch eine Radtour durch die Elberfelder Innenstadt zeigt: Es ist schon einiges umgesetzt worden.

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Elberfeld. Eine Tour durch die Elberfelder Innenstadt — mit dem Rad. Kann man machen. Muss man aber nicht. Oder doch? Die WZ schwang sich mit Norina Peinelt, Fahrradbeauftragte der Stadt Wuppertal, Ehrfried Frohmüller vom ADFC und Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt (mit Fienchen, dem Lastenfahrrad) auf den Sattel. Die Stationen: Start am Bahnhof Mirke, Nordstadt, Gathe, Kreisverkehr Neuenteich, Neumarkt und Wall, Luisenviertel, die Fußgängerzone in der City, ein Teil der B 7 und als Abschluss der Döppersberg.

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Ein großes Thema in der Nordstadt: die Einbahnstraßen. Während mancher Autofahrer ein Problem hat, sich in dem Gewirr zurechtzufinden, haben es die Radfahrer einfach: Ein Großteil der Einbahnstraßen ist nämlich für den Radverkehr auch in Gegenrichtung bereits freigegeben. „Und weitere werden folgen“, kündigt Peinelt, selbst Fan der Regelung, an. Das Ziel sei, „immer möglichst größere Quartiere anzupacken“, so Peinelt. Die Freigabe soll nicht kleckerweise erfolgen. Das mache auch die politische Umsetzung einfacher.

„Gerade hier in der Nähe der Trasse ist die Freigabe sinnvoll“, sagt Grothe beim Start an der Mirker Straße. „Aus unserer Sicht dürften es gerne auch noch mehr sein“, sagt er und Frohmüller nickt zustimmend. Doch nicht alle Straßen eigneten sich für die Freigabe, so Peinelt (siehe Kasten). Bei anderen sei es nur eine Frage der Zeit. Die Neue Friedrichstraße zum Beispiel müsse wegen des schlechten Pflasters warten. Nach der Sanierung sei sie aber auf jeden Fall dran.

Ein häufiger Kritikpunkt, den Gegner der Freigabe gerne anbringen, treffe übrigens nicht zu, betont Peinelt. „Unfälle aufgrund der Neuregelung sind uns nicht bekannt.“ Es sei aber schon ein Lernprozess der Autofahrer notwendig, erklärt Frohmüller. „Aber die Schilder stehen ja als Hinweis da.“

Auf der Gathe bieten sich die Busspuren für die Radler an. Laut einer Verwaltungs-Vorgabe müssen sie sogar freigegeben werden. „Das würde ich auch begrüßen“, sagt Peinelt. Beispiele gibt es ja bereits, unter anderem auf der Uellendahler Straße oder auf Teilen der B 7. Doch auf der Gathe befinden sich die drei Testfahrer noch in einer „Grauzone“: Die Busspur dort ist noch nicht freigegeben. „Sie muss noch geprüft werden“, sagt Peinelt.

„Wir machen das aber trotzdem“, erklärt Grothe augenzwinkernd. Denn er selbst hat ausprobiert, wie es ist, sich mit dem Rad in den fließenden Normal-Verkehr auf der Gathe einzureihen. „Das kommt gar nicht gut bei den Autofahrern an.“ Gerade bergauf habe er „haarige Situationen“ erlebt. „Die Busspur ist dagegen ein Schutzraum für Radfahrer“, sagt Frohmüller, sie sei selbst mit Busverkehr noch breit genug.

Die Luisenstraße ist Wuppertals erste — und einzige— Fahrradstraße. Die Einrichtung habe sich, da sind sich die Drei einig, absolut bewährt. Im Luisenviertel gibt’s bald auch mehr Bügel zum Abstellen der Zweiräder. Nach dem Luisenfest werden am Wandelgarten weitere acht Stellplätze geschaffen, kündigt Peinelt an.

Der Unfallschwerpunkt am Neuenteich soll in den Sommerferien entschärft werden (die WZ berichtete). „Es ist eine echte Problemstelle“, merken die drei Testfahrer an. Frohmüller und Grothe bleiben auch skeptisch, dass die Umsetzung — unter anderem sollen bordsteinähnliche Begrenzungen Autofahrer bei der Einfahrt zwingen, vom Gas zu geben — den Radfahrern und Fußgängern wirklich hilft. Einigen könne auch gar nicht geholfen werden, sagen die drei mit Blick auf den Fahrradkurier eines Postdienstleisters, der entgegen der Fahrtrichtung in den Kreisel einfährt, um ein paar Sekunden Zeit zu sparen.

Kurios wird es am Rommels-pütt: Von einer Seite ist die Einfahrt mit dem Rad in die Fußgängerzone erlaubt — von der anderen nicht. Noch nicht, sagt Peinelt, man arbeite dran. Schließlich sei das auch eine attraktive Route ins Luisenviertel. Der Wall wird aber auch zukünftig nur in einer Richtung für den Radverkehr freigegeben sein. In südlicher Richtung würde, so Peinelt, der ÖPNV-Verkehr darunter leiden, weil die Busspur dort schmaler ist.

Was viele Passanten aber wahrscheinlich immer noch nicht wissen: Auch in den Fußgängerzonen der City darf mit dem Rad gefahren werden. Grothe und Frohmüller plädieren für gegenseitige Rücksichtnahme und kritisieren wildes Slalomfahren um Fußgänger herum. Schritttempo sei Pflicht, notfalls müsse der Radler auch mal absteigen, wenn zu viel los sei. Ein Lernprozess also, ähnlich wie bei den freigegebenen Einbahnstraßen.

Peinelt hebt hervor, dass Stadt und Interessenverbände zwar nicht in allen Punkten übereinstimmen, man sich aber doch freue, „dass Schritt für Schritt das Radfahren in Wuppertal trotz der topographischen Besonderheiten immer attraktiver wird.“ Das sieht Grothe ähnlich. Fahrradfahren in der Innenstadt? „Kann man machen — und es wird immer besser.“