Ronsdorf „Ronsdorf darf nicht zubetoniert werden“
Ronsdorf · Stadt und Bezirksvertretung stellten die Pläne für die 23 Wohneinheiten am Rädchen vor — und hatten dabei einen schweren Stand. Viele Bürger lehnen die Neubauten auf der grünen Wiese ab.
. „Wir möchten gern, dass möglichst viele Mitbürger die Möglichkeit haben, in unserem schönen Stadtteil zu wohnen.“ So beschrieb Ronsdorfs Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (SPD), warum er zusammen mit der Bezirksvertretung (BV) für die Offenlegung des Bebauungsplans Rädchen-Süd gestimmt hatte.
Hehre Beweggründe, die jedoch von einer großen Menge in der Ronsdorfer Bevölkerung absolut nicht geteilt werden. Das trat am Donnerstagabend in der Mensa der Erich-Fried-Gesamtschule offen zutage, als die BV und die Stadt Wuppertal zu einem Informationsabend im Rahmen der „frühzeitigen Bürgerbeteiligung“ eingeladen hatten.
„Stück für Stück wird der Landschaftsraum Gelpe zugebaut“, stand auf einem Transparent, das Anwohner und Raumplaner Haimo Bullmann aufgestellt hatte. Allerdings wurde es von Scheuermann-Giskes mit freundlichem Lächeln, aber dennoch rigoros entfernt: „Werbung politischer Art ist in einer Schule nicht gestattet“, war die Begründung.
Aber es gab noch eine große Anzahl weiterer kritischer und ablehnender Stimmen. „In Wuppertal gibt es in Stadtteilen, in denen ich nicht tot überm Zaun hängen möchte, noch ausreichend freien Wohnraum. Wenn diese Gebiete attraktiver gemacht würden, brauchte man hier oben im grünen Gürtel keine weiteren Flächen zu versiegeln“, erklärte der Ronsdorfer Harald Auer auf drastische Art, nachdem Marie-Christine Zacharias von der Bauleitplanung das Bauvorhaben mit 23 Wohneinheiten, aufgeteilt auf zwei Mehrfamilienhäuser und neun Einfamilienhäuser an der Stadtgrenze zu Remscheid erläutert hatte.
Das Ressort Bauen und Wohnen war außerdem durch den Abteilungsleiter Marc Walter und Sylvia Winkler vertreten, wobei erklärt wurde, dass die angedachte Baufläche von 0,7 Hektar bisher vorwiegend landschaftlich genutzten Boden umfasse. Ein Grundstück, das sich bereits im Eigentum des potenziellen Bauherrn Bema Comfortbau befindet. Die Entfernung zur Grundschule Echoer Straße betrage 350 Meter und die zur Kita 700 Meter, erfuhren die Anwesenden.
Der BUND hatte viele Gegenargumente parat
Der historische Hohlweg werde in die Planung integriert, hieß es. Was auch den Widerspruch einer Anwohnerin hervorrief, die darauf hinwies, dass es sich da um ein „Bodendenkmal“ handele.
Als leidenschaftlicher Gegner des derzeit nur angedachten Projekts präsentierte sich auch Jörg Liesendahl vom BUND, der gleich einen ganzen Strauß von Gegenargumenten zur Hand hatte. „Wir brauchen keine zusätzlichen versiegelten Flächen“, konstatierte der engagierte Naturschützer und befürchtete, dass die Natur am Rädchen nach und nach verschwinden würde.
Er führte die Gefahren mangelnder Entwässerung bei weiterer Versiegelung ebenso an wie den weiterhin schwindenden Insektenschutz und die Bedrohung von Amphibien wie Blindschleichen und Ringelnattern, sowie die Beeinträchtigung der Frischluftzufuhr. Der starke Beifall nach Liesendahls Plädoyer unterstrich die ablehnende Haltung der Versammlung in der Erich-Fried-Gesamtschule.
Marc Walter hielt dagegen, dass der Bedarf an attraktivem Wohnraum groß sei und die Stadt dem gerecht werden müsse. „Wir können nicht jede Infrastruktur erhalten“, betonte Walter und erläuterte den weiteren Weg, nachdem die Argumente der Öffentlichkeit ausgewertet und abgewogen würden. Dann gebe es einen Offenlegungsbeschluss, zu dem einen Monat lang die Bürgerinnen und Bürger ihre Stellungnahmen abgeben könnten. Dem folge ein Satzungsbeschluss einschließlich der Abwägung über die Eingaben und eine Endfassung der Planung und Begründung. Erst dann werden die Bauleitpläne bekannt gemacht.
Mit Jörg Drosten folgte auch der Geschäftsführer des Investors und Grundstückeigentümers Bema Comfortbau der leidenschaftlichen Debatte. Er zeigte sich den Argumenten gegenüber zwar aufgeschlossen, versicherte aber, dass – was die Entwässerung angehe – der Boden im potenziellen Baugebiet versickerungsfähig sei. „Wir haben unsere Erfahrungen mit der Versickerung“, so Drosten.
Immer wieder kam zur Sprache, dass es sich derzeit nur um eine erste Anhörung handele. „Ronsdorf darf nicht zubetoniert werden, sondern soll ein Stadtteil bleiben, der einen nicht bebauten grünen Rand hat“, war die wohl einhellige Meinung der Zuhörer nach rund 90 Minuten Informationen.