Kochkunst in Familienhand Restaurant Taormina in Wuppertal: „Das Restaurant ist mein zweites Zuhause“
Wuppertal · 1979 eröffnete Tino Costa das italienische Lokal Taormina — heute leitet es sein Sohn Fabrizio.
So viel Pizza, Lasagne oder Spaghetti Bolognese essen, wie man will – und das täglich. So sah die Kindheit von Fabrizio Costa und seiner Schwester Jeanette aus. Ihr Vater Tino Costa eröffnete 1979 gemeinsam mit seiner Schwester Carmela und deren Mann Calogero das Restaurant Taormina am Johannisberg. Heute, 45 Jahre später, ist Tinos Sohn Fabrizio der Chef des Restaurants und hat ihm längst seine eigene Note verliehen.
Die italienische Küche war Ende der 70er Jahre nur vereinzelt in Wuppertal zu finden. Deshalb entschloss sich die Familie um Tino Costa dazu, dort ein italienisches Restaurant zu eröffnen. „Sie wollten unbedingt diesen italienischen Taste, den es hier so noch nicht gab, nach Wuppertal bringen“, erzählt sein Sohn Fabrizio. Das Lokal etablierte sich, seine Mutter stieg ins Geschäft ein, sein Onkel und seine Tante nach einigen Jahren aus. „Das Restaurant ist mein zweites Zuhause, ich bin hier großgeworden. Wir haben in der Wohnung drüber gewohnt“, erzählt er.
Nach dem Abitur entschied sich Fabrizio für ein Maschinenbau-Studium. „Irgendwann gab es dann jedoch den Punkt, an dem mein Vater sagte, dass er im Restaurant aufhören möchte“, erinnert sich der 37-Jährige. „Der damalige Freund meiner Schwester meinte dann, es sei viel zu schade, das Restaurant in fremde Hände zu geben und hat mich gefragt, ob wir es nicht zusammen übernehmen wollen.“ Gesagt, getan. Die beiden jungen Männer erstellten ein neues Konzept für das Lokal. „Dann kam der Tag des Abrisses, denn wir wollten das Restaurant komplett umbauen. An dem Abend, einige Stunden nachdem alles rausgeschmissen wurde, hat sich dann der damalige Freund meiner Schwester von ihr getrennt“, erzählt Fabrizio. „Das schmeckte meinem Vater gar nicht. Er wollte ihm das Restaurant nicht mehr übergeben.“ Fabrizio entschied sich also dazu, sein Studium abzubrechen und das Lokal zu übernehmen.
Seit 13 Jahren leitet er es nun, hat unter anderem die Speisekarte fast komplett erneuert. Lediglich an der Pizza Taormina, der Pasta Settantanove sowie der Pasta Quadro d’Italia hält er fest. „Am Anfang war mein Vater gegen alles, was ich gemacht habe. Deshalb hat es vor einigen Jahren mal richtig geknallt“, so Fabrizio. „Irgendwann hat er gesagt „Frag mich am besten gar nichts mehr. Ich komm auch nicht mehr. Ich flieg jetzt nach Sizilien.“ Ich habe dann nur noch angerufen, um zu fragen, wie es ihm geht.“ Heute sei ihr Verhältnis jedoch wieder sehr gut, gelegentlich tüfteln sie gemeinsam an neuen Gerichten.
In den ersten fünf Jahren nach der Übernahme arbeitete Fabrizio im Service. Als ein neuer Chefkoch übernahm, war dieser jedoch der Meinung, dass er in der Lage sein sollte zu kochen. „Er hat mir ein halbes Jahr einen Crashkurs gegeben“, erzählt Fabrizio. „Vor drei Jahren war ich dann aufgrund von Personalmangel gezwungen, für zwei Jahre selber zu kochen. Das war eine coole Zeit“, sagt er rückblickend. Mittlerweile ist er für die kalte Küche zuständig, hat einen neuen Chefkoch aus dem eigenen Team rekrutiert und seiner Cousine Milena Ingala die Serviceleitung übergeben. „Ich wollte sie unbedingt mit an Bord haben.“
In den letzten Jahren haben viele weitere italienische Restaurants in Wuppertal eröffnet. Was Taormina laut Fabrizio von diesen unterscheidet? „Wir sind Italiener, die gesprochene Sprache ist italienisch. Es ist uns wichtig, dass wir italienische Produkte verwenden.“ Die Tomaten kommen aus Neapel, die Nudeln werden nach eigenem Rezept in einer Manufaktur in Italien gefertigt. Fertigprodukte sucht man vergebens. „Das Italienische wird hier gelebt. Wir sind relativ laut, unterhalten uns über die Tische hinweg“, erzählt Fabrizio. „Die Leute sind für uns keine Nummer, sondern individuelle Gäste. Das ist uns super wichtig. Diese Herzlichkeit.“
Aktuell beschäftigt Fabrizio die Mehrwertsteuererhöhung: „Wir mussten die Preise anpassen. Waren- und Personalkosten sind gestiegen. In letzter Zeit höre ich oft, dass wir sehr teuer geworden sind. Es ist aber einfach die beste Qualität, die man im Restaurant bekommen kann. Außerdem ernähren wir hier zehn Familien. Das spiegelt sich eben wider.“