Literatur Mirrianne Mahn liest im Wuppertaler Café Ada: Es geht um mehr als Rassismus

Wuppertal · Bis zu fünf Mal im Jahr sind bemerkenswerte Autoren im Literatursalon Insel im Café Ada an der Wiesenstraße zu Besuch, um aus ihren Werken vorzulesen und mit dem Publikum anschließend über ihre Arbeit zu sprechen.

 Marrianne Mahn (Mitte) las aus ihrem Debütroman, hier mit Uta Atzpodien und Torsten Krug.

Marrianne Mahn (Mitte) las aus ihrem Debütroman, hier mit Uta Atzpodien und Torsten Krug.

Foto: Taro Kataoka

Nun war dort die Aktivistin und Theatermacherin Mirrianne Mahn zu Gast, um über ihren Debütroman „Issa“ zu referieren.

Der Kampf gegen
die Diskriminierung

Schon immer hatte Mahn den Drang, gegen Diskriminierung vorzugehen. Die in Kamerun geborene Autorin wuchs im Hunsrück auf und hatte in ihrer Kindheit mit allerhand Vorurteilen zu kämpfen. Ihre erste aktivistische Aktion ging gegen ihren Musiklehrer, der behauptete, dass Jazz nur dadurch entstanden sei, dass Weiße Musik auf den Plantagen in den USA gemacht hätten und die Schwarzen in ihren Hütten versucht hätten, sie nachzumachen. Das konnte die damals Zwölfjährige nicht auf sich sitzen lassen und hielt in einem Referat eine Abhandlung über die Geschichte des Jazz’. Daraufhin, so erzählt sie, bekam sie eine glatte Fünf in Musik. Trotzdem ist es Mahn wichtig, nicht bemitleidet zu werden. „Keiner will das Opfer in seiner eigenen Geschichte sein“, gibt sie an – und diese Einstellung findet sich auch in ihrem Roman wieder.

Es handelt sich nicht um eine Anklageschrift, sondern um das Porträt fünf couragierter Frauen aus verschiedenen Generationen. Die Protagonistin Issa reist hochschwanger von Deutschland in ihr Ursprungsland Kamerun, um ihre Familie zu besuchen und sich dort einer Reihe von Ritualen zu unterziehen. „Das Buch ist fiktional, doch die Sachen, die Issa im Hunsrück erlebt, sind alle wahr“, erklärt Mahn. Es beginnt nicht nur eine physische, sondern auch mentale Reise, in der sich Issa gerade mit ihren weiblichen Vorfahren in der Geschichte ihrer Familie auseinandersetzt.

Es ist ein Roman geworden, der mehrere Themen umfasst. So ist die Geschichte durch ein Zusammenspiel mehrerer Diskriminierungsformen geprägt. „Du kannst nicht über Rassismus sprechen, ohne auch über Kolonialismus zu sprechen“, erzählt Mahn. Ein Teil der deutschen Geschichte, der gerne mal ausgelassen wird. Außerdem geht es um Generationstraumata, Frauenunterdrückung, aber auch um Identitätsfindung. In dem Kapitel über Issas Ankunft in Kamerun beschreibt Mahn nicht nur die Umgebung des Landes, sondern auch die Mentalität und die Lebensstile kommen durch die Charaktere zum Ausdruck.

Verschiedene Perspektiven
durch dramaturgische Mittel

„Ich habe mir mit dramaturgischen Mitteln geholfen, möglichst viele Perspektiven zu haben und den Lesenden immer nahe zu halten, auch wenn es wehtut.“ Mahn erzählt weiter aus ihrer Schulzeit. „Ich habe in der Schule ,Hautfarbe’ als Buntstift bekommen. Ich würde es ,rohe Hühnerbrust’ nennen. Die haben es Hautfarbe genannt“, legt Mahn ihre Sichtweise dar. Am Ende geht es um die Erkenntnis, dass man nicht schwarz oder deutsch, Afrikanerin oder Deutsche ist, sondern, dass sich beides mit einem „und“ verbinden lässt. Schwarz und deutsch, Afrikanerin und Deutsche.