Rund um die Diakoniekirche ist einiges im Wandel

Beim Nachbarschaftsfest wurde über Möglichkeiten gesprochen, das Gotteshaus im Inneren umzugestalten.

Foto: Stefan Fries

Nordstadt. Vor der Diakoniekirche an der Friedrichstraße steht ein großes, rotes Sofa. Mit großen, bequem aussehenden Kissen darauf. Kommt her, scheint das Arrangement zu signalisieren, heute ist hier das Wohnzimmer des Quartiers. Tatsächlich haben es sich einige auf dem Sofa gemütlich gemacht. Drum herum stehen Biertische und Bänke, dort wird gegessen und getrunken. Eine kleine Bühne steht für Musiker bereit, Infotafeln sind aufgebaut. Die Diakoniekirche hat zum Nachbarschaftsfest geladen.

Zu den Veranstaltern gehören die Diakoniekirche (Wuppertaler Stadtmission), die Initiative Kreuzkirche, das Forum:Mirke und das Netzwerk Urbanes Gärtnern in Wuppertal. „Wir wollen miteinander feiern und die Menschen dazu bringen, über Quartiersthemen ins Gespräch zu kommen“, hieß es vorneweg. Was für das Fest im Besonderen gilt, das gilt auch für die Kirche im Allgemeinen. Paul-Gerhard Sinn von der Stadtmission: „Unser Ziel ist es, möglichst viel Leben da drin zu haben.“ Platz für Initiativen, Platz für Menschen und ihre Hobbys, Platz zum Feiern, zum Arbeiten — zum Leben. Ein multifunktionaler Raum solle es sein, 100 Leute würden hineinpassen. Es soll ein Platz sein, der Möglichkeiten eröffnet.

Obwohl sich Sinn auch vorstellen kann, die Diakoniekirche für Veranstaltungen zu vermieten, solle es doch keine Vermarktung geben. Die Unkosten müssten zwar schon gedeckt sein. Für weitere Nutzung sei aber die Suche nach Drittmitteln angesagt. „Da kann man bei der Stadt nachfragen, bei der Diakonie, bei der Kirche. Auch Sponsoren sind eine Möglichkeit.“

In der Kirche steht ein aufblasbarer Messestand. Darin ein Holzmodell der Kirche, daneben Schautafeln eines Projekts der Bergischen Universität. Studenten haben Vorschläge für eine mobile Innenarchitektur entwickelt. Hintergrund sind Überlegungen, den großen Raum variabel in mehrere kleine Räume teilen zu können. Damit auch mehrere Veranstaltungen gleichzeitig laufen können, ohne sich zu stören. „Da sollen keine festen Trennwände hin“, sagt Sinn. „Aber wir brauchen einen zweiten Eingang.“

Aufblasbare Konstruktionen wie der Messestand wären eine Möglichkeit. Oder kleine mobile Einheiten, wie sie die Studenten entworfen haben: Kleine zeltähnliche Einheiten könnte man nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Schlafen nutzen. Sinn: „Damit könnte man im Vorraum ein Hostel einrichten.“ Das könnte auch für Radwanderer interessant sein, die über die Trasse kommen. „Dabei könnte man draußen leerstehende Geschäfte einbeziehen, im Rahmen einer Zwischennutzung.“

Eine weitere Möglichkeit, die er sich vorstellen kann, zeigt ein kleines Holzmodell eines Studenten auf. Dort, wo früher die Orgel eingebaut war, könnte ein kombinierter Wohn- und Arbeitsraum entstehen. „Dort könnte dann ein Stadtschreiber für einige Zeit einziehen. Oder ein anderer Künstler.“

Andere Ideen haben schon Gestalt angenommen. Zum Beispiel die urbanen Gärten an der Westseite der Kirche. Dort haben Nachbarn kleine Beete angelegt. Genau wie die Diakoniekirche selbst. Da ranken Bohnen, wachsen Wirsing, Kohlrabi, Kartoffeln und Tomaten. Im Fall der Diakoniekirche ergänzen sie das Essen, das montags, mittwochs und freitags ausgegeben wird.

„Darüber hinaus kommt man ganz von selbst zum Reden, wenn man dort steht und gärtnert.“ Da bleiben die Nachbarn zu einem Plausch stehen.

Deshalb hat auch das Netzwerk Urbanes Gärtnern einen Stand beim Fest. Genauso wie das Forum:Mirke. Der Arbeitskreis Mobiles Mirke hat Tafeln aufgestellt, wie Friedrichstraße und Neue Friedrichstraße als Fahrradstraßen gestaltet werden könnten. Als eine Verbindung zwischen Tal und Trasse. Stefan Dumsch vom Forum steht dabei. „Wir hatten ja gerade die Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung dazu in der Kirche“, sagt er. „Aber es geht nicht nur um Fahrräder. Auch um die Friedrichstraße als Lebensraum.“ Dass das Quartier schon jetzt durchaus lebendig ist, das kann man bei diesem Fest gut sehen.