Schreibabys: Hilfe für verzweifelte Eltern

Professionelle Hilfe als Ausweg: Für ratsuchende Paar bietet das Jugendamt ein ganzes Netzwerk möglicher Anlaufstellen.

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Wuppertal. Exzessives Geschrei, Verzweiflung und Müdigkeit, weil man sich die Nächte um die Ohren schlägt — Eltern mit Schreikindern stehen unter einer enormen Belastung. Denn nicht immer sind die Gründe offensichtlich und durch das Wechseln der Windel schnell gelöst.

Heidemarie Etgeton vom Starthilfe-Team Frühe Hilfen des Wuppertaler Jugendamtes weiß Rat: „Eltern mit einem Schreibaby benötigen professionelle Beratung und Entlastung. Betroffene Eltern sollten sich schon früh bei uns melden, lange bevor die Situation droht zu eskalieren.“

Für exzessives Schreien gibt es viele Ursachen — physisch und psychisch. Tödliche Fälle, in denen Eltern meist aus Verzweiflung anfingen, ihr Baby zu schütteln, gab es auch in Wuppertal in den vergangenen Jahren gehäuft. Deshalb herrsche dringender Aufklärungsbedarf: Wenn man befürchtet, die Kontrolle über sich zu verlieren, ist es höchste Zeit zu handeln, so Etgeton.

Haben Eltern das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, führt der erste Weg normalerweise zum Kinderarzt. So können die Babys zunächst auf gesundheitliche Probleme untersucht werden - häufig sind Dreimonatskoliken das Problem. Doch wenn Krankheiten als Ursache für exzessives Schreien ausgeschlossen wurden, sollten Eltern über eine Beratung nachdenken, um mögliche andere Einflussfaktoren zu erkennen. Diese könnten auch von den Eltern herrühren, wie Arbeitsverlust, Probleme mit dem Partner oder Geldsorgen.

Eine der Anlaufstellen ist die Schreiambulanz des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) im Klinikum Barmen: Mit einer Überweisung vom Kinderarzt bietet das SPZ ambulant Unterstützung im Umgang mit dem Kind. Isabel Alfes ist Psychologin im SPZ: „Wenn ein psychologisches Problem vermutet wird, bieten wir den Eltern auch an, sie im Umgang mit dem Kind zu filmen. Dann geben wir Tipps und Ratschläge, welche Verhaltensmuster das Kind entspannen können, statt es zu überfordern,

Seit fast 19 Jahren bietet die St. Anna Klinik eine Nummer gegen Babykummer, die von den Krankenschwestern Susanne Pilters und Ute Schwarzkopf betrieben wird. Täglich können hier alle Fragen rund ums Baby gestellt werden. „Grund für die schnelle Verzweiflung sind häufig Erwartungshaltungen“, so Pilters. Für Heidemarie Etgeton steht fest: „Eltern mit Schreikindern kann es in allen Bevölkerungsschichten geben. Wichtig ist, dass diese nicht als schlechte Eltern verurteilt werden - auch nicht von sich selbst.“