Schwimmer zeigen die kalte Schulter

Trotz der winterlichen Temparaturen bleiben die Schwimmer im Bad Neuenhof aktiv. Das Wasser ist allerdings auch geheizt.

Wuppertal. Fünf Grad Außentemperatur, eine steife Brise, Regentropfen. Freibadwetter? Na klar! Zumindest gilt das in diesem Winter auf der Anlage des SV Neuenhof. So lange die Schimmoper umgebaut wird, haben hier viele Vereinsschwimmer den Winter über ein Refugium gefunden. Die Wärme kommt buchstäblich von innen. Bei gut 28 Grad Wassertemperatur und Dampfschwaden, die darüber ziehen, scheint das Becken zu kochen. Möglich macht es die nahe Müllerverbrennungsanlage, die die Energie zu einem sehr günstigen Preis liefert.

Auch an diesem Abend sind die zehn abgeteilten Bahnen gut belegt. Einen frierenden Eindruck machen nur die Trainer, die im Mantel am Beckenrand stehen. "Einmal hatten wir sogar schon Schnee", erzählt Horst Danzeglocke vom TriClub und schlägt den Mantelkragen hoch, während seine Triathleten Bahn für Bahn abspulen. Stört der Regen nicht? "Wieso, wir sind doch im Wasser", sagt Horst Neumann, mit 69 Jahren Nestor im TriClub. Nach dem Motto "die Harten kommen in den Garten", hatten sich die Triathleten sofort bereit erklärt, ins Freibad auszuweichen, als der Schwimmverband die Trainingszeiten verteilte.

"Insgesamt ist das hier draußen keine schlechte Sache, wir haben dadurch sogar mehr Trainingsmöglichkeiten", findet Danzeglocke. Hatten nach den ersten Einheiten schon mal einige seiner Triathleten gekniffen, sind die Reihen inzwischen wieder gefüllt. Klaus Dahlmann, Chef des Tauchvereins Fin and Fun, ist von den ganz eigenen Bedingungen sogar regelrecht begeistert. "Mit den Bäumen, der frischen Luft und dem Licht hier, das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn wir später allein im Becken sind, herrscht hier eine herrliche Stille. Wenn dazu noch Sterne funkeln, ist es perfekt."Die besondere Atmosphäre genießt übrigens auch die wachsende Zahl der Vereinsmitglieder des SV Neuenhof besonders.

Vereinsbad: Das Freibad Neuenhof wird vom SV Neuenhof betrieben. Der hat es während der Wintermonate der Stadt überlassen, die den Winterbetrieb so lange die Schwimmoper saniert wird (geplante Fertigstellung Oktober 2009) aufrecht erhält.

Historie: Schon einmal war im Neuenhof auch den Winter über Freiluftbetrieb. Das war 1995/1996, gleich nachdem das Schwimmleistungszentrum abgebrannt war.

Traglufthalle: 1996 schaffte die Stadt eine Traglufthalle an, die in den Folgewintern aufgebaut wurde, bis das neuen Schwimmzentrum auf Küllenhahn fertig war. Sie ist noch vorhanden, aber eingelagert. Ein Aufbau wäre für die Stadt deutlich teurer geworden als der Freibadbetrieb. "Außerdem wären jeweils drei Wochen für den Auf- und Abbau verloren gewesen", sagt Ralf Beckmann, Schwimmsport-Koordinator beim Stadtbetrieb Sport und Bäder. Da alle Schulschwimmer in den Hallenbädern untergebracht werden konnten, sei die Lösung vertretbar.

SVNeuenhof: Der SV Neuenhof darf das Bad im Gegenzug für die Überlassung an die Stadt vormittags und an den Wochenenden nutzen. 300 der inzwischen rund 1850 Mitglieder haben gegen einen Obulus ein Winterticket gelöst. Bereits durch den Aufbau der Traglufthalle und die Modernisierung der Umkleiden in den 90er-Jahren hatte der Verein einen Aufschwung genommen. Die Bedingungen verbessern sich weiter. In den nächsten Wochen wird ein neues Umkleidegebäude in Containerbauweise, inklusive Jugendheim, hinzukommen. Dafür gab es Zuschüsse von Stadt, Sparkasse und Landessportbund.

Öffentlich: Auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Freibad nur während der Sommermonate. "Auch wenn das Bad beheizt wird, wäre ein öffentlicher Betrieb im Winter für die Stadt mit zu großen Aufwand verbunden", sagt Ralf Beckmann. Er meint damit vor allem die nötige Aufsicht und Sicherheit. "Wir können das auch nicht stemmen", sagt Gerhard Holland-Cunz, Vorsitzender des SV Neuenhof.