Das könnte ein Kopf sein

Die Zahl der Unfälle mit Fußgängern steigt. Das will die Polizei ändern – mit einer spektakulären Vorführung und Geldbußen.

Wuppertal. Der "Fußgänger" hat keine Chance. Als er mitten auf der Straße steht, wird er plötzlich von einem herannahenden Opel erfasst. Dann geht alles ganz schnell: Der Körper wird von der Wucht des Aufpralls durch die Luft geschleudert - 20 Meter weiter landet er wieder auf der Straße.

Normalerweise wäre das das vermutlich tödliche Ende eines Verkehrsunfalls gewesen, gestern Morgen am Wall war es nur das Ende einer Vorführung mit einer Fußgänger-Puppe, mit der die Polizei die Gefahren des Straßenverkehrs verdeutlichen wollte. Trotzdem stockte den Passanten, die die Szene beobachteten, der Atem - als die Melone, die den Kopf des Fußgängers darstellen sollte, in Sekundenschnelle gegen die Windschutzscheibe prallte und in hunderte Einzelteile zerplatzte.

"Riskieren Sie nicht Kopf und Kragen" lautet der Titel der Aktion, mit der die Polizei in Wuppertal, Solingen und Remscheid sowohl Fußgänger als auch Autofahrer zu größerer Vorsicht in der dunklen Jahreszeit erziehen will. "Diese Partner müssen sich miteinander arrangieren", sagt Polizei-Sprecher Michael Bartsch.

Der ernste Hintergrund der Aktion: Im Bergischen Städtedreieck sind die Unfallzahlen drastisch gestiegen. 344 verunglückte Fußgänger hat die Polizei registriert - eine Steigerung von zehn Prozent zum Vorjahr. "Der Vergleich mit dem Landesdurchschnitt macht deutlich, dass es sich um ein auffälliges Phänomen unserer Region handelt", heißt es in einer Mitteilung der Polizei. In Wuppertal gab es in diesem Jahr 211 Unfälle mit Fußgängern, darunter drei tödliche (2006: 202 Unfälle, ein Toter).

Bei den Zuschauern an der abgesperrten Straße in der Elberfelder Innenstadt schien der Schock-Effekt gewirkt zu haben: "Erschreckend, was bei niedriger Geschwindigkeit passieren kann", sagte zum Beispiel die Wuppertalerin Anja Becker nach der Aktion und meinte, dass sie nun wahrscheinlich ein wenig vorsichtiger sein werde.

Aber: "Manche lernen’s erst, wenn sie zur Kasse gebeten werden", weiß Bartsch. Deshalb plant die Polizei in der nächsten Woche gezielte Kontrollen. Fehlverhalten von Autofahrern gegenüber Fußgängern soll besonders stark verfolgt werden. Aber auch Fußgänger müssen aufpassen: Wer bei Rot über die Ampel geht und erwischt wird, muss fünf Euro zahlen.