Konzert Sommerliche Liedstunde in der Musikhochschule an der Sedanstraße in Wuppertal

Wuppertal · Vier Sängerinnen überzeugen mit romantischem Liedgut.

Charlotte Komar war eine der Akteurinnen der Musikhochschule, die die sommerliche Liedstunde gestalteten. 

Foto: Ja/ANNA SCHWARTZ

Zu einer „Sommerlichen Liedstunde“ hatten am Freitag Wolfgang Kläsener und sein Oratorien-Ensemble eingeladen. In der Musikhochschule an der Sedanstraße zeigten vier Studentinnen mit romantischen und modernen Melodien ihr Können. Neben den jungen Stimmen hätte Kläsener gern den Jazz- und Popchor Connected präsentiert. Doch Chorleiterin Julia Cramer, erklärte er, habe die Teilnahme wegen Schwierigkeiten mit der Besetzung absagen müssen.

Rebecca Hagen hat
jüngst ihr Examen gemacht

Getreu dem Motto „Gute Arbeit braucht gute Instrumente“ hatte der Dozent dann auch entschieden, das Konzert nicht im Treppenhaus, sondern im Kammermusiksaal zu veranstalten. Dort steht der Flügel, an dem Tanja Tismar die Sängerinnen begleitete. Alle vier haben ihr Handwerk in Tismars Klasse für Liedgestaltung gelernt. Besonders hob Moderator Kläsener Rebecca Hagen hervor: „Sie hat in der vergangenen Woche ihr Examen gemacht. Es stehen ihr jetzt also die Bühnenbretter der Welt offen.“

Mit Schubert und Schumann konzentrierte sich die Sopranistin auf das romantische Repertoire. Schuberts Liedkunst – allen voran die Zyklen „Die schöne Müllerin“ und die „Winterreise – waren so stilprägend für die deutsche Romantik, dass sich in Frankreich der Begriff „le lied“ und in England „the lied“ bildeten. Der Wiener Komponist war Anfang 20, als er ein Gedicht aus Goethes Spätwerk „West-östlicher Divan“ vertonte. Heute weiß man, dass „Suleika I“ von Marianne von Willemer (1784-1860) stammt. Der Dichterfürst ließ mehrere ihrer Gedichte in seinen „Divan“ einfließen. „Was bedeutet die Bewegung?“ Der Frage, mit der „Suleika I“ einsetzt, gab Hagen einen innigen, ja sehnsüchtigen Klang. Über Tismars flüssige Akkorde entwickelte sie dramatisch aufsteigende Melodiebögen. Die Spannung löste sich in den Dur-Tönen der letzten Strophe.

Mit einem Zyklus von Goethe-Liedern trat Charlotte Komar auf. Sie eignete sich nicht nur die Tonkaskaden von Schuberts „Ganymed“ an. Reizvoll waren auch die zwei Versionen von „Gleich und gleich“. Die Interpretin vertiefte sich erst in die reichen Harmonien, die Hugo Wolf den Versen mitgibt. Es folgte Anton Weberns Vertonung, die sich jenseits der Dur-Moll-Tonalität bewegt. Daraus ergibt sich eine Expressivität, die das schlichte Naturgedicht mit Bedeutung auflädt.

Über das Werk ihres Ehemanns sollte man nicht das Liedschaffen von Clara Schumann vergessen. Nachdem sie zusammen mit Robert einen Zyklus herausgegeben hatte, fand sie mit den „Sechs Liedern“ (1844) zu ihrer eigenen Klangsprache. Die darin enthaltenen Gedichte von Emmanuel Geibel trug Valeria Schuhmacher nun mit voller, beweglicher Stimme und pointierten Gesten vor. 

Mozarts B-Dur-Sonate als temperamentvolles Zwischenspiel

Ihre Kollegin Helene Lückge überzeugte mit Richard Strauss. Seine Lieder retteten die Spätromantik hinüber ins 20. Jahrhundert und entstanden für herausragende Sängerinnen – darunter Ehefrau Pauline de Ahna. Als Hommage lässt sich auch „Du meines Herzens Krönelein“ verstehen. Den melodischen Schmelz der Ballade brachte Lückges Sopran voll zur Geltung.

Gemeinsam mit Charlotte Komar widmete sich Helene Lückge den Duetten von Mendelssohn Bartholdy. Subtil mischten sich ihre Stimmen im „Herbstlied“, und im „Abschiedslied der Zugvögel“ ließen sie Fernweh mitschwingen. Für ein temperamentvolles Zwischenspiel sorgten Kläsener und Tismar, die sich Mozarts B-Dur-Sonate zu vier Händen (KV 358) widmeten. Die 40 Zuhörer der „Liedstunde“ bedankten sich bei allen Beteiligten mit reichlich Beifall, und einen Extra-Applaus gab es für die frischgebackene Absolventin Rebecca Hagen.