Kultur Das Hüter-Ensemble aus Hamburg agierte im Kommunikationszentrum an der Wolkenburg in Wuppertal – Diskussion im Anschluss
Wuppertal · Clownerie mit Ohrfeigen und Zukunftsvisionen.
Zirkus in der „Börse“? Diesen spontanen Eindruck hatte am Samstag das Publikum der Aufführung „Die Hüter der Freiheit“. Als weißgeschminkte Clowns betraten die Mitglieder des Hüter-Ensembles die Bühne des Roten Salons. Greenpeace Wuppertal hatte die Theatergruppe aus Hamburg zum Gastspiel ins Kommunikationszentrum an der Wolkenburg eingeladen.
Schabernack
mit politischem Kern
Zum schrill-bunten Outfit der Darsteller Christian Eldagsen, Helge van Hove und Christa Krings passte ihr Benehmen. Immer wieder fielen sich die Drei ins Wort, schnitten Grimassen und verteilten Ohrfeigen untereinander. Wie echte Clowns begeisterten sie ihre Zuschauer aber auch mit Akrobatik-Nummern. Und nach wenigen Minuten schälte sich der politische Kern des Schabernacks heraus: Denn was sich auf der Bühne abspielte, war nichts anderes als eine Zukunftsvision. Wobei diese Zukunft den jetzigen Verhältnissen durchaus nahe kam.
Im ersten Akt mimten Eldagsen und van Hove die Vorstandsspitze eines Spirituosenherstellers, der sein Image aufpolieren will. Als Unternehmensberaterin sorgte Krings mit ihrem deutsch-englischen Kauderwelsch zunächst für Verwirrung. Allmählich setzten sich jedoch ihre Ideen in den Köpfen des Vorstands fest. Wenn etwa Energieunternehmen – Stichwort „Greenwashing“ – Gas als klimafreundliche Energie deklarieren, ließe sich vielleicht auch Alkoholkonsum als unbedenklich einstufen, suggerierte die Unternehmensberaterin.
Nach der Pause wechselte die Szenerie: Vor Gericht stritten zwei gegnerische Anwälte über das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur. Hier konnte man Eldagsen im temporeichen Rollenwechsel erleben. Das Für und Wider der Argumente hat eine reale Grundlage: Obwohl das Mercosur-Abkommen derzeit auf Eis liegt, wird es von vielen Politikern in der EU weiterhin befürwortet.
Auf die Theateraufführung folgte eine Diskussionsrunde. Mit auf dem Podium saßen Martin Fritsch und Sonja Thies vom Aktionsbündnis Gerechter Welthandel. Ihre Kritik am Freihandelsabkommen fiel deutlich aus. Absehbar sei vor allem ein Handel mit umwelt- und klimaschädlichen Produkten, so Fritsch. Die Mercosur-Staaten sollen Rindfleisch und Futtersoja liefern. Die EU möchte unter anderem Pestizide günstiger exportieren. Das Aktionsbündnis befürchtet, dass pestizidbelastete Früchte aus Südamerika am Ende auch auf den Tellern europäischer Konsumenten landen.
Aus dem Publikum kam die Frage nach dem deutschen Lieferkettengesetz. Könne dies nicht ein Hebel sein, um das Mercosur-Abkommen zu verhindern? „Es ist schon mal ein Fortschritt, dass es das gibt“, antwortete Fritsch. Allerdings müsse das Lieferkettengesetz weiterentwickelt werden, um Wirkung entfalten zu können.
Das nächste Stück
ist schon in Arbeit
„Hüter der Freiheit“ stelle seinen Beitrag zum Thema dar, sagte Christian Eldagsen, der beim Hüter-Ensemble Schauspieler, Autor und Produzent in einer Person ist. Er arbeitet bereits am nächsten Stück, das ebenfalls Unterhaltung und politische Inhalte verbinden soll. Auch der Titel steht fest: „Hüter des Eigentums“ wird das Stück heißen.