Meinung WZ-Kommentar zum Klimawandel und den nötigen Maßnahmen: Mitwelt statt Umwelt

Wuppertal · Vor nicht allzu langer Zeit beschrieben Rilke, Brentano und Eichendorff in ihren Gedichten die Schönheit der Natur. Sie spiegelten mit Worten die Idylle und bewiesen, dass alles eins ist. Es war die Zeit der Romantik und des Impressionismus.

martin.gehr@wz.de

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Was Klima, Kulturlandschaften oder den Zustand der Wälder angeht, sind wir mittlerweile jedoch im Realismus, wenn nicht gar der Dystopie angekommen. War es 2004 noch die „perfekte Welle“, welche die Band Juli metaphorisch besang, ist es heute die Hitzewelle, die uns trifft. Viele wollen es nicht mehr hören, leider ist die Beschäftigung damit unausweichlich. Während es in unserer Kindheit klassische Freibad-Sommer gab und Winter, in denen verlässlich Schnee fiel, wird der Klimawandel seit etwa zehn Jahren immer nachdrücklicher spürbar. Wuppertals Gartenexperte Michael Felstau formuliert prägnant, dass wir Flora und Fauna als unsere Umwelt bezeichnen und damit scheinbar von außen betrachten, als wären wir deren Nutzer oder gar deren Monarch, indem wir uns die Natur Untertan machen. Allein Corona zeigte, dass wir eben nicht die Krone sind; denn während die Gesellschaft erst taumelte, dann stillstand, war der Natur die Pandemie völlig gleichgültig. Sie deshalb als „Mitwelt“ anzunehmen, wie Felstau sagt, muss Grundlage unseres Handelns werden. Damit Maßnahmen nicht dauerhaft zur Belastung, sondern zum Bedürfnis werden.