Schwangerschaftsabbruch Abtreibung: Obwohl das Informationsverbot aufgehoben wurde, hat sich in Wuppertal nichts geändert
Wuppertal · Der Zugang ist noch immer erschwert.
Wer in der Suchmaschine Google „Abtreibung Wuppertal“ eingibt, bekommt zunächst eine Liste mit Frauenärztinnen und -ärzten vorgeschlagen. Auf den Internetseiten der vorgeschlagenen gynäkologischen Praxen steht aber nichts zu den Methoden bei einem Schwangerschaftsabbruch, es ist nirgends nachzulesen, was es zu beachten gilt und in welchen Fällen ein Schwangerschaftsabbruch von der Krankenkasse übernommen wird. Erst auf einer Internetseite, die Informationen zu dem Thema sammelt (familienplanung.de), werden zwei Praxen in Wuppertal angegeben, die wohl Abbrüche durchführen.
Frauen, die überlegen, ihre Schwangerschaft abzubrechen, gehen meist zunächst zu ihrer Frauenärztin, um dort die Schwangerschaft bestätigen zu lassen. Daraufhin bekommen sie, wenn sie das wünschen, die Kontaktdaten für Beratungsstellen – denn vor jedem Abbruch müssen Frauen eine Schwangerschaftskonfliktberatung durchlaufen. Und von dort aus werden sie dann an gynäkologische Praxen weitergeleitet, die Abbrüche durchführen. Das Informationsverbot für Schwangerschaftsabbrüche -- §219a – wurde allerdings erst im Juni 2022 aufgehoben. Und ein Jahr später ist niemand informierter, der Zugang ist immer noch sehr schwierig, berichten die Konfliktberatungsstellen in Wuppertal: Selbst sie, die die Frauen zu bestimmten Praxen weiterleiten, hätten keine garantiert vollständige Liste mit Ärztinnen und Ärzten, die Abtreibungen vornehmen.
„Der Zugang wird den Frauen immer noch erschwert“, berichtet Isabel Hildebrandt, Beraterin und Geschäftsleitung von Donum Vitae in Wuppertal. „Die Frauen wissen oft nicht, wo sie hingehen können.“ Donum Vitae habe eine Liste mit fünf Ärztinnen und Ärzten, die wohl Abbrüche durchführen – sicher, dass diese Liste aktuell ist, ist sich Isabel Hildebrandt aber nicht. Sie vermutet, dass die Praxen noch nicht über Methoden informieren, weil die Angst noch tief sitzt, schließlich wurde das sogenannte „Werbeverbot“ für Abtreibungen ja erst vor einem Jahr aufgehoben. Wobei es sich vielmehr um ein Informationsverbot gehandelt habe, schließlich geht es ja nicht darum, für eine Abtreibung zu werben, sondern darum, über medizinische Vorgänge zu informieren, sagt Karin Horn, Konfliktberaterin und Diplompsychologin bei Profamilia in Wuppertal. Es handele sich bei dem Thema immer noch um ein politisches Statement.
„Wir haben nicht den Eindruck, dass die Aufhebung von §219a sich auf den Kontakt mit den Frauen ausgewirkt hat“, sagt sie und stimmt damit Isabel Hildebrandt von Donum Vitae zu. So kommen manche Frauen in die Beratung, die sich im Vorfeld bereits informiert haben, andere brauchen noch eine Liste mit Abbrüchen durchführenden Ärztinnen und Ärzten. „Ich war selbst auf den Internetseiten unterwegs – das, was jetzt erlaubt ist, ist bei den Praxen in Wuppertal noch nicht zu finden“, fügt Karin Horn hinzu. „Die Ärztinnen und Ärzte verlassen sich darauf, dass die Beratungsstellen informieren.“
Auch Ute Karin, Frauenärztin und stellvertretende Vorsitzende der Kreisstelle Wuppertal der Krankenkassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, berichtet: „Meiner Meinung und Erfahrung nach hat sich im Vorgehen für uns und die Betroffenen nichts geändert.“
Dass Frauen, die leichter an Informationen über einen Abbruch kommen, auch eher eine Abtreibung vornehmen lassen, denken weder Karin Horn von Profamilia noch Isabel Hildebrandt von Donum Vitae. „Die wenigsten Frauen machen das leichtfertig und es ist ein Unding, ihnen das noch zu erschweren“, sagt Isabel Hildebrandt. „Es ist eine Entscheidung, die für das ganze Leben gilt.“ Im ersten Quartal 2023 hat es wohl bundesweit 6,8 Prozent mehr Abtreibungen gegeben als im gleichen Zeitraum im Jahr 2022. Dass dies etwas mit der Aufhebung von §219a zu tun hat, glauben die Beratungsstellen nicht.