Lesung Wuppertal: Schriftstellerin Monika Littau las aus ihrem Werk „Manchmal oben Licht“

Wuppertal · Gedichte über Demenz: Wenn die Vernunft langsam einschläft.

Monika Littau liest aus „Manchmal oben Licht“.

Foto: Andreas Fischer

Wo andere in den Ruhestand gehen, ist Schriftstellerin Monika Littau hoch aktiv. Zum Schaffen der 68-Jährigen gehören Romane, Gedichte, Kinderbücher und Reiseberichte. Weiterhin ist Littau, die in Bonn und Remagen lebt, als Organisatorin tätig – unter anderem in der Gesellschaft für Literatur in NRW. Und nicht zuletzt ist sie jemand, der Schreib- wie Lektüreerlebnisse auf den Punkt bringen kann.

Gelegenheit dazu hatte sie am Mittwoch bei der dritten Ausgabe der „Leseschätze“, der von Autorenkollegen Thorsten Krämer entwickelten Veranstaltungsreihe. Eingeladen vom Literaturhaus Wuppertal, stellte Littau in der Zentralbibliothek ihr Buch „Manchmal oben Licht. Ein Elternabschied in sieben Stationen“ vor. Für die lyrische Prosa dieses Bandes erhielt sie 2021 den Bonner Literaturpreis. Mit Moderatorin Christiane Gibiec sprach sie außerdem über einen im Buchhandel vergriffenen Text, der für sie eine besondere Bedeutung hat.

Hände der Eltern werden für
die Charakterzeichnung genutzt

„Manchmal oben Licht“ beschreibt einen Abschied, der lange vor dem Tod ihrer Eltern begann. Littau war Anfang 50, als Vater und Mutter die ersten Anzeichen von Demenz zeigten. Ihre Prosagedichte finden Bilder für die Gefühle, die umso stärker werden, je mehr die Vernunft einschläft. So sind etwa die Hände der Eltern Ausgangspunkt für subtile Charakterzeichnungen: Neben der „trockenen Wärme“ der Vaterhände geht es auch um die Lebendigkeit der Mutterhände, die dem Kind so viel beigebracht haben.

Obwohl Littau mit einem „lyrischen Du“ Distanz zur eigenen Person schafft, spielt der autobiografische Hintergrund immer eine Rolle. Im Gespräch fragte Gibiec, wie die Verwandten „Manchmal oben Licht“ aufgenommen hätten. Die Autorin berichtete von positiven Reaktionen. Die Schwester, die die Pflege der Eltern übernommen hatte, sei dankbar gewesen. In ihren Texten habe sie das stille Einverständnis darstellen wollen: „Es war schön zu spüren, dass wir uns lieb haben.“

Deutlich anders ist Hendrik Jan Marsman alias J. Bernlef mit dem Thema Demenz umgegangen. In seinem Roman „Bis es wieder hell ist“ (1984) wagte es der niederländische Autor als Erster, eine Alzheimer-Erkrankung aus der Innensicht zu erzählen. Bei der Lesung widmete sich Littau zwei Schlüsselszenen: Anfangs kann Protagonist Maarten trotz Gedächtnislücken noch vollständige Sätze formulieren. Später erkennt er selbst seine Ehefrau nicht mehr, und der Text gibt nichts als Gedankenfetzen wieder.

Bernlef habe den Krankheitsverlauf so minutiös dargestellt, sagte Littau, dass „Bis es wieder hell ist“ Pflegekräften zur Lektüre empfohlen worden sei. Nur ist der Roman seit mehr als 10 Jahren nicht mehr auf dem Markt. Höchste Zeit für eine Wiederentdeckung – da waren sich Littau und ihre Zuhörer einig.