Suchtprävention Spielsucht hat oft soziale Hintergründe
Elberfeld. · Wuppertaler Fachstelle für Suchtvorbeugung verzeichnet immer mehr Beratungsbedarf.
Wenn Jugendliche häufiger in der Schule fehlen, emotionale Probleme haben und viel Geld für elektronische Spiele ausgeben, dann können das laut DAK Anzeichen für eine Spielsucht sein. 465 000 Jugendliche seien deutschlandweit davon betroffen. Und auch im Erwachsenenalter ist die Spielsucht verbreitet, wie laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen die steigenden Umsätze der Glücksspielindustrie zeigten: 2017 seien es 46,3 Milliarden Euro gewesen. Für die Beratungsstellen in Wuppertal zeigt sich diese Entwicklung in steigendem Beratungsbedarf. „Medien werden für viele Menschen zum Problem, sie können ihren Konsum nicht kontrollieren“, sagt Ina Rath, Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtvorbeugung an der Zollstraße. Etwa 1000 Menschen werden dort im Jahr beraten, ein großer Anteil davon wegen Spielsucht. Grund genug für die Fachstelle, ihren Suchtpräventionstag am vergangenen Freitag unter das Motto „Medien“ zu stellen.
Eingeladen waren Fachleute aus der ganzen Stadt, etwa 50 folgten der Einladung bereits am Vormittag. Auf dem Programm standen Fachvorträge zu den Themen Spielsucht und Internetabhängigkeit sowie eine Matinee der Möglichkeiten, bei der sich die Gäste an verschiedenen Stationen über die Arbeit der Fachstelle informieren und miteinander ins Gespräch kommen konnten. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die neuen Räume der Fachstelle eingeweiht, darunter ein Multimediaraum sowie Beratungs- und Schulungsräume. Vor allem die Jugendsuchtberatung solle gestärkt werden, erklärte Ina Rath. Daneben ist die Fachstelle für Suchtberatung und Therapie, Suchtvorbeugung, psychosoziale Betreuung und Suchtberatung im Justizvollzug zuständig.
Welche Verhaltensweisen hinter der Spielsucht stehen können, erklärte Christian Groß vom Fachverband Medienabhängigkeit in seinem Vortrag unter dem Titel „Der soziale Sinn von Spielsucht“. Spielsucht sei zu 80 bis 90 Prozent ein Problem von Jungen und Männern, sagte Groß. „Viele Betroffene zeichnen sich durch hohe Leistungsbereitschaft, hohen Zeitaufwand und hohes Bildungsniveau aus.“ Eine Grundlage für Spielsucht könne ein sehr autoritärer oder fehlender Vater sein, womit Anerkennung, Liebe und Zuwendung fehlten. Das damit zusammenhängende Frustrationserlebnis versuchten sie unter anderem durch Spielen zu kompensieren. Während viel in eine virtuelle Figur investiert werde, kämen reale Erfahrungen und die Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen zu kurz. Genau hier müsse eine Therapie ansetzen.