Justiz Springmann-Prozess: Was für Tod am frühen Abend spricht
Am 35. Tag des Prozesses um die Springmann-Morde wehrt sich die Staatsanwaltschaft gegen einen Vorstoß der Verteidiger. Es geht um den Todeszeitpunkt.
Wuppertal. Am 35. Tag im Springmann-Prozess beschrieb der angeklagte Enkel (27) seine Beziehung zu seinem mitangeklagten Geschäftspartner (45), es wurden erneut Fotos vom Tatort gezeigt und Staatsanwalt Hauke Pahre erklärte, warum er davon ausgeht, dass Christa und Enno Springmann „zwischen 16.30 und ungefähr 19 Uhr“ getötet wurden.
Der Staatsanwalt nahm Stellung zum Antrag der Verteidigung für ein zusätzliches Gutachten zur Todeszeit. „Ein weiteres Gutachten würde nichts bringen“, erklärte er. Seit Wochen wird im Prozess diskutiert, wie genau sich der Todeszeitpunkt anhand der Körpertemperatur der Leichen bestimmen lässt. Die Verteidiger wollen aufzeigen, dass ein später Todeszeitpunkt wahrscheinlich ist, für den der Enkel ein Alibi hat. Pahre zählte jetzt äußere Umstände auf, die für einen Todeszeitpunkt am frühen Abend sprechen.
Die aufgetauten Hasenfilets in der Küche deuteten darauf hin, dass das Ehepaar noch nicht zu Abend gegessen hatte. Ebenso die ausgeschaltete Alarmanlage, die an den meisten Tagen im vergangenen Vierteljahr abends angeschaltet worden sei. Beide Springmanns hätten noch ihre Tageskleidung getragen. Und eine Geliebte Enno Springmanns habe ihn abends nicht mehr erreicht, obwohl sie sonst immer telefonierten.
Pahre hätte noch mehr angeführt, doch die Verteidigung protestierte: Er nehme sein Plädoyer vorweg. Genau das war kürzlich einem Verteidiger vorgeworfen worden. Pahre erwiderte, der Anwalt habe ein Beweismittel kommentiert, dabei seien zu umfassende Äußerungen unzulässig, bei seiner Stellungnahme zu dem Beweisantrag sei das hingegen nötig. Er war jedoch bereit, seine weiteren Ausführungen schriftlich einzureichen.
Zuvor beschrieb der angeklagte Enkel in wenigen Worten, dass er seinen Mitangeklagten über seinen Bruder seit 2015 näher kenne. Er habe mitbekommen, wie dieser verschiedene Unternehmungen begann und sei auf die Idee gekommen, eine Firma zum Verkauf von Stromverträgen zu gründen. „Leider hat dabei unsere Freundschaft sehr gelitten“, sagte er. Denn er sei mit der Leistung des Geschäftspartners nicht zufrieden gewesen: „Mir kam es so vor, als ob er sich auf seinen Lorbeeren ausruht.“ Obwohl andere ihn drängten, ihn zu entlassen, habe er ihm noch eine Chance geben wollen. Die Aussage, die der Enkel wie immer von einem vorbereiteten Blatt ablas, war in wenigen Minuten beendet.
Es folgten die Fotos der Spurensicherung, die die Zuschauer auf einem Bildschirm sehen konnten: Enno Springmann neben einem Bett, Christa Springmann auf ihrem Stuhl, ihre Verletzungen, Blutspuren. Einen besonderen Moment gab es, als der Vorsitzende Richter bei dem Bild eines blutigen Kissens den 45-jährigen Angeklagten ansprach: „Da soll Ihre DNA gewesen sein.“ Der Angeklagte, der sonst meist entspannt wirkt, blieb regungslos.
Gezeigt wurden auch kurze Videos, die der Enkel von seinem Großvater aufgenommen hatte. Darin spricht Enno Springmann über Drohnen, die er gesehen, Menschen, die er von seinem Fenster beobachtet habe. Es gab ein Streitgespräch der Eheleute, das deutlich machte, wie aufbrausend Enno Springmann war. Die Verteidigung hob hervor, wie vertraut und normal Enno Springmann noch Weihnachten 2016 mit dem Enkel umging - und eben nicht mit ihm im Streit lag.