Nachgehakt Stadt kündigt neuen Mietspiegel an

Bis Ende dieses Jahres sollen die Richtwerte dem Stadtrat vorliegen. Der Grundbesitzerverein weist auf die große Bedeutung für den Wohnungsmarkt hin.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Mietspiegel ist bei der Festlegung von Mieten und Mieterhöhungen ein Orientierungsrahmen für Mieter und Vermieter in einer Stadt. Vor allem in den beiden letzten Jahren haben sich durch den Zuzug vieler Menschen nach Wuppertal große Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt vollzogen — nicht aber im Wuppertaler Mietspiegel, der aus dem Jahr 2009 stammt.

Die Stadt kündigte gegenüber der WZ an, die für einen qualifizierten Mietspiegel erforderliche Untersuchung durch ein externes Büro erstellen zu lassen. „Die Ausschreibung wird vorbereitet. Die Beauftragung von darauf spezialisierten Büros ist in anderen Städten üblich. Das Büro wird eine Befragung vornehmen und deren Auswertung übernehmen. Ziel ist es, dem Stadtrat bis zur letzten Sitzung in diesem Jahr einen fertigen Mietspiegel vorzulegen“, sagt Stadtsprecherin Alexandra Szlagowski.

„Es ist allerhöchste Zeit und im Interesse sowohl der Eigentümer als auch der Mieter, dass der Mietspiegel den aktuellen Gegebenheiten angepasst wird“, sagt Hermann-Josef Richter, Vorsitzender von Haus und Grund Wuppertal und Umgebung. Er verweist auf 14 000 leerstehende Wohnungen in Wuppertal und einen denkmalgeschützten Altbaubestand, der größer als der in Köln sei.

Bei einem laut aktuellen Mietspiegel durchschnittlichen Mietpreis von 4,85 Euro sei keine kostendeckende Miete für Wohnungen in Wuppertal zu erzielen, sagt Geschäftsführerin Silke Kessel. Dies sei aber die Voraussetzung für Investitionen in sanierungsbedürftige Wohnungen oder gar den Wohnungsbau.

Die Stadt habe den Mietpreis im vergangenen Jahr um 2,29 Prozent anheben wollen. Das stehe in keinem Verhältnis zu den Steigerungen bei Sanierungsarbeiten und Handwerkerleistungen. „Es ist aber im Interesse aller Mieter, dass private Eigentümer nicht die Freude an der Vermietung verlieren. Sonst wird das Feld komplett den großen Wohnungsfirmen überlassen“, warnt Richter.

Kein Verständnis hat der Vorsitzende von Haus und Grund Wuppertal und Umgebung dafür, dass das Verfahren zur Erstellung eines Mietspiegels seit November von der Stadt nicht intensiver vorwärtsgetrieben wird.

Möglicherweise liegt es daran, dass über die Finanzierung noch keine Einigkeit herrscht. „Die Stadt ist in Gesprächen mit den Mieter- und Grundbesitzervereinen über deren Beteiligung an den Kosten. Allerdings steht die Höhe erst nach der Ausschreibung fest“, sagt die Stadtsprecherin.

Hermann-Josef Richter schätzt, dass die Untersuchung zur Erstellung des Mietspiegels eine mittlere fünfstellige Summe kosten wird. „Der Mietspiegel ist Aufgabe der Stadt, die das größte Interesse daran haben sollte, dass für Wuppertal realistische Zahlen vorliegen. Daher kann es nur ein kleinerer Betrag sein, mit dem sich die Vereine an der Finanzierung beteiligen werden“, so Richter.

Der Versuch, eine kostengünstigere Erhebung der Daten in Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität zu erstellen, war im vergangenen Jahr gescheitert. Von 8100 verschickten Fragebögen kamen nur rund 2500 beantwortet zurück. Aus diesen Daten konnten keine verlässlichen Richtwerte abgeleitet werden. Auf die Fortschreibung des einfachen Mietspiegels mit einer Erhöhung um die besagten 2,29 Prozent hatten sich die Beteiligten nicht einigen können.