Außengastronomie Wirte dürfen Terrassen länger aufmachen

Wuppertal · Die Außengastronomie wird in Zeiten der Corona-Krise immer wichtiger. Die Stadt genehmigte den Betrieb jetzt auch im Herbst.

Heizpilze sind umstritten, können aber in der aktuellen Lage helfen.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Nutzung von Außenbereichen ist für die Gastronomen coronabedingt wichtiger als je zuvor. Am 2. September gab Oberbürgermeister Andreas Mucke bekannt, dass der Betrieb der Außengastronomien bis mindestens Ende Oktober verlängert wird. So sollen durch Corona eingeschränkte Gastronomen auch weiterhin unterstützt werden. Damit die Terrassen auch bei sinkenden Temperaturen für die Gäste attraktiv bleiben, rücken Heizstrahler (sogenannte „Heizpilze“) in den Fokus der Diskussionen.

In vielen deutschen Städten ist die Verwendung von Heizpilzen zur Beheizung der Außenflächen in der Gastronomie untersagt. In Wuppertal existiert ein solches Verbot nicht – die Nutzung ist dennoch stark umstritten.

Laut einer Publikation des Umweltbundesamtes zu den nachteiligen Umweltwirkungen von Terrassenheizstrahlern gilt es „in Zeiten des intensiven Klimaschutzes als überholt, Außenbereiche zu beheizen, während wir uns mit großem Aufwand bemühen, beim Beheizen von Innenräumen Energie zu sparen.“

Laut Oliver Wagner vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie sind Heizpilze „aus klimapolitischer Sicht problematisch.“ Besonders kritisiert er ihre schlechte CO2-Bilanz: „Ein gasbetriebener Heizstrahler, der zehn Kilowatt Leistung hat und am Tag zehn Stunden brennt, würde rund 100 kW/h verbrauchen, wodurch etwa 2,6 Kilogramm CO2 pro Stunde anfallen.“ Unter den aktuellen Umständen sei „der Einsatz von Heizpilzen jedoch sinnvoll, wichtig wäre aber, dass diese keine dauerhafte Lösung darstellen“, mahnt Wagner.

Er rät den Gastwirten außerdem, Einsparpotentiale im Bereich der Kühlung und Beleuchtung zu erschließen. Besonders bei der gewerblichen Kühlung könne viel CO2 eingespart werden. „Davon hat das Klima langfristig etwas und dafür darf man angesichts der aktuellen Situation auch kurzfristig einen Heizpilz betreiben“, erläutert Wagner.

Zudem könnten auch Kunden ihren Beitrag leisten und zu Fuß zur Kneipe gehen, wenn sie dort unter dem Heizpilz ein Bier trinken, das sei besser, als mit dem Auto zur Tankstelle zu fahren und dort eine Flasche Bier für den Balkon zu kaufen.

Heizpilze als kurzfristige Lösung für Gastronomie

Auch für Reinhard Loch, Leiter der Gruppe Energieeffizienz der Verbraucherzentrale NRW, ist „eine zeitlich begrenzte Verwendung der Heizpilze vertretbar, um das essenziell gefährdete Gewerbe zu unterstützen.“ Neben den Vorteilen für die Gastronomie sieht er jedoch auch die Nachteile solcher Heizgeräte: „Abstandsregelungen und Hygienekonzepte sorgen dafür, dass für eine kleinere Anzahl an Gästen eine größere Fläche nötig ist.“

Folglich müsse auch in den Außenbereichen eine größere Fläche beheizt werden. Zudem gehe ein großer Teil der Energie verloren: „Beim Einsatz von Heizpilzen wird zu 90 Prozent die Umwelt geheizt, nur etwa zehn Prozent kommen beim Verbraucher an“, so Loch.

Im Elberfelder Luisenviertel sind die Meinungen zum Einsatz der Heizpilze gespalten. Für Dirk Schüller, Betreiber der Luise Bar & Café, ist „eine solche Anschaffung keine Option“. Ausschlaggebend dafür sei „zum einen der Umweltaspekt, zum anderen müsste für die Heizpilze eine zweite, separate Leitung errichtet werden, was Kosten und einen hohen Energieverbrauch verursacht.“

Für seinen ohnehin schon geschützten Außenbereich, einen kleinen Garten im Hinterhof, sieht er den Einsatz von Heizpilzen als „nicht notwendig“ an: „Stattdessen haben wir ein kleines, gesichertes Lagerfeuer errichtet und verteilen Decken an unsere Gäste. Dies sorgt für ein schönes, heimeliges Erlebnis.“

Im Gegensatz dazu finden bei Kim Vorthmann, Betreiber des Katzengold, die Heizpilze bereits Verwendung. Sie seien „eine gute Lösung, um die Außenbereiche auch in den Mischzeiten Frühling und Herbst für die Gäste attraktiv zu gestalten.“ Die Möglichkeit, dass Gäste auch bei kühleren Temperaturen länger im Außenbereich bleiben können, generiere zudem mehr Umsatz. „Dies wird vor allem von der rauchenden Kundschaft wertgeschätzt“, so Vorthmann.

(Von Leslie Jil Stracke und Julia Pfau)