WZ-Mobil: Am Kirchsaal hängen Emotionen
Die evangelische Gemeinde muss sich verkleinern. Am WZ-Mobil zeigen die meisten Gemeindemitglieder Verständnis.
Heckinghausen. Die evangelische Gemeinde Heckinghausen will sich vom Kirchsaal an der Ackerstraße trennen — das tut sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Ich bin an der Ackerstraße konfirmiert worden. 1948 habe ich in der Jungschar Bausteine verkauft für den Wiederaufbau des Kirchsaals“, erzählt Gemeindemitglied Heinz Müller. Erzeigt sich sehr betroffen von der Schließung des Kirchsaals: „Die Gemeinde muss sparen. Aber da wird der falsche Raum geschlossen. Stattdessen sollte man das Paul-Gerhardt-Haus zumachen.“
„Wir haben mit dem Paul-Gerhardt-Haus, dem Pfarrhaus und dem Kirchencafé ein Gemeindezentrum beieinander, davon können andere Gemeinden träumen“, sagt hingegen Gemeindemitglied Ilse Rodewald. „Bei den schrumpfenden Besucherzahlen bei den Gottesdiensten glaube ich, dass die Schließung nötig ist.“
„Es ist eine lebendige Entwicklung“, formuliert es Alexandra Wendt, die schon lange ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv ist. „Steine sind sekundär. Was die Menschen bewegt, ist wichtig.“ Sie sieht die Veränderung positiv, so wie auch Presbyteriumsmitglied Friedemann Köhn: „Durch die Konzentration gewinnen wir etwas.“ Seit etwa drei Jahren werde der Kirchsaal nur für die sonntäglichen Gottesdienste benutzt. „Der Raum ist zu einem Viertel gefüllt. Es ist ein gigantischer Energieaufwand, den Raum zu heizen“, sagt Köhn. „Der Kirchsaal ist kein mittelalterliches Kulturgut, trotzdem hängen Emotionen daran.“ Auch Küster Harald Stangs befürwortet die Pläne: „Eine Zentralisierung der Gemeinde ist sinnvoll.“
„Wir haben mit dem Haus für Heckinghausen ein neues Gemeindehaus gebaut“, sagt Finanzkirchmeister Michael van den Borre: An der Heckinghauser Straße sind ein Stadtteilcafé mit Begegnungs- und Beratungsangeboten sowie seniorengerechte Wohnungen entstanden. „Was früher zwei Gemeinden waren, wurde in den 1980er-Jahren zusammengelegt“, erklärt er. Jetzt habe man das Angebot konzentrieren wollen. „Wir haben nichts heruntergefahren, sondern rund eine Million investiert“, betont er. Man müsse auf nichts verzichten: „Konzerte finden auch im Paul-Gerhardt-Haus statt.“ Lediglich bei großen Gottesdiensten wie zu Weihnachten müsse man sich künftig verteilen. „Viele Heckinghauser fühlen sich dem Kirchsaal verbunden, wurden dort getauft oder haben geheiratet“, so van den Borre. Die meisten hätten jedoch Verständnis.