Ein Fest mit Stars aus Stahl

Beim 17. Bergischen Straßenbahnfest gab es etliche Schmuckstücke zu bestaunen – darunter auch ein Triebwagen der Bergbahn.

Kohlfurth. Zwar hat "dat Fest mit alles" seinen angestammten Sitz in der Barmer City, doch stellte sich am strahlend schönen Pfingstwochenende die Frage, ob so ein Prädikat nicht eher einem Konkurrenten in der Kohlfurth gebührt. Wahrlich, alles war da beim 17. Bergischen Straßenbahnfest: glitzernde Sonne auf den gekräuselten Wellen der nahen Wupper, Liegestühle im Strandcafé und gute Laune auch ohne tatsächliche oder nur vermeintliche Top Acts.

Stars gab es indessen, nur nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahl, Messing und Holz. Einer davon stand ganz hinten im Werkstattanbau. Sein Name: Triebwagen 94. Michael Schmerenbeck hat in den vergangenen Jahren schon einiges Herzblut in diesen Wagen gesteckt, aber die Leidenschaft des gelernten Elektroinstallateurs schlummert tief unter einem dicken bergischen Fell. Entsprechend prosaisch berichtet er über die Eckdaten des Triebwagens: "Der wurde ursprünglich für die Barmer Bergbahn gebaut. Unser Vereinsgründer Heinz Johann hat ihn 1966 erworben. Das Fahrzeug stand bei ihm in Hückeswagen."

Über mehr als drei Jahrzehnte haben Wind und Wetter dem Wagen zugesetzt, bevor 1999 die Restaurierung begann, zunächst in Oberhausen, später bei den Bergischen Museumsbahnen in Wuppertal. Schmerenbeck selbst ist seit 1995 Mitglied im Verein. "Mich interessiert die historische Seite an den Straßenbahnen. Sie haben das Wachstum der Städte gefördert und waren immer einsatzbereit, auch in Zeiten der Not. Außerdem sind sie umweltfreundlich."

Die ganze Wahrheit ist das noch nicht, denn offenkundig schwingt noch etwas schwer Erklärliches mit. "Ich mag die Geräusche, wenn so ein alter Wagen fährt." Der Hang zur ungeschminkten Akustik schlägt sich auch in Schmerenbecks Musikgeschmack nieder. Er besitzt eine Sammlung von 700 Schallplatten. "Wave und Gothic." So eine geschniegelte CD sei nichts für ihn.

Mit solcher Musik im Ohr geht es regelmäßig in die Werkstatt. Ein Sonntag ist da schnell vorbei, aber auch so manches freie Stündchen in der Woche opfert Schmerenbeck der Leidenschaft für den Verein und die Straßenbahnen.

Das Schwierigste sei es, Ersatzteile zu finden. Doch gerade an solchen Aufgaben wächst man schließlich. Was sich nicht im Tausch oder auf Börsen erwerben lässt, wird mit großem Aufwand nachgebaut, damit auch der Triebwagen 94 irgendwann wieder so aussieht wie in seiner Jugend. Vier Vereinsmitglieder kümmern sich in der Kohlfurth seit einigen Jahren darum, Schmerenbecks Spezialgebiet sind dabei Messingbeschläge und Holzarbeiten. "Ich denke, dass wir noch im Laufe dieses Jahres fertig sein werden."