Jugendhaus Cronenberg in Gefahr

Seit einem halben Jahr findet die Einrichtung keine neue Leitung. Ohne studierte Kraft an der Spitze droht aber die Schließung.

Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Kochen, Brettspiele oder Zocken an der Spielekonsole — im Jugendhaus Cronenberg an der Händeler Straße wird’s Kinder und Jugendlichen selten langweilig. Die Frage ist: Wie lange noch? Seit Mai hat das Haus keine Leitung — eine Übergangslösung, die derzeit von der Stadt nur geduldet wird. Regina Orth, neue Vorsitzende des Trägervereins, macht deutlich, dass die Lage ernst ist: „Bis zum Frühjahr muss sich etwas ergeben, sonst müssten wir schließen. Das wäre eine Katastrophe.“

Foto: Ratsfraktion Die Grünen

Der Trägerverein suche aktuell „verzweifelt“ nach einem geeigneten Kandidaten, so Orth. Das Problem: „Der Markt ist leer gefegt.“ Durch eine Gesetzesänderung habe sich die Situation verschärft. Kamen für die Stelle früher noch ausgebildete Erzieher in Frage, so müsse heute mindestens ein Bachelor-Abschluss her.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um eine Teilzeitstelle (zwölf bis 15 Stunden) handele und die Bezahlung, wie Orth sagt, für eine studierte Kraft nicht sehr hoch sei. „Eigentlich ist das eine Stelle für jemanden, der sich während des Master-Studiums nebenbei etwas dazuverdienen möchte.“

Eine einzige Bewerbung trudelte bei der Stadt ein. Doch auch hier scheiterte die Einstellung an formellen Gründen. Der Studienabschluss der Bewerberin war in Deutschland nicht anerkannt. „Diese Bewerberin wäre ideal für uns gewesen“, trauert Orth der verlorenen Chance nach.

Der Alltag im Jugendhaus laufe derweil normal weiter, so die in der vergangenen Woche neu gewählte Vereinsvorsitzende. „Das ist deswegen möglich, weil wir so hervorragende Honorarkräfte haben“, sagt Orth. Das vierköpfige Team verwaltet sich derzeit größtenteils selbst, kommissarisch kümmert sich Monika Mäuer, zweite Vorsitzende des Trägervereins, zusätzlich um das Jugendhaus.

Ein Verschwinden der offenen Einrichtung wäre nicht nur für junge Cronenberger tragisch. Das Haus hat sich nämlich im Laufe der Jahre zu einer Mehrgenerationeneinrichtung gewandelt. So gibt es in den Räumlichkeiten jeden 1. Dienstag im Monat einen Frauentreff. Zudem steuern, laut Orth, vermehrt Kinder den Treff an.

Ursprünglich eröffnet hat das Jugendhaus Cronenberg Dirk Kanschat im Jahr 2000. Der damalige freie Mitarbeiter des Stadtbetriebs Jugend und Freizeit hatte schon vorher mit einem ausrangierten Bus ein Domizil für Jugendliche geschaffen, das zu Hochzeiten bis zu 60 Heranwachsende anlockte.

Doch das Angebot am ehemaligen Bahnhof wurde von den Cronenbergern oft als Störfaktor empfunden. Als Kanschat auf die damals heruntergekommene städtische Immobilie an der Händeler Straße stieß, entstand die Idee für ein größeres Projekt. Mit viel Eigeninitiative sanierte Kanschat das Haus und wurde anschließend Leiter der Jugendeinrichtung mit Kicker, Küche, Theke und Klönecke.