Wuppertal 55 Jahre Uhlemeyer-Metzgerei: Mittagstisch statt Sonntagsbraten

Vor 55 Jahren gründete Gerhard Uhlemeyer seine Metzgerei. Der 80-Jährige hat den Betrieb längst an seine drei Söhne übergeben.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Für Gerhard Uhlemeyer ging es sein Leben lang täglich um die Wurst. Für den passionierten Metzger war der Beruf immer mehr als ein Broterwerb. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Betrieb aufgebaut, den inzwischen seine drei Söhne erfolgreich weiter führen. „Angefangen haben wir 1961 in der Kieselstraße. Damals noch zur Miete“, erinnert sich der 80-Jährige. Während er in der Wurstküche über geschmackvollen Würzmischungen brütete und die beliebten Bratwürste produzierte, stand seine Frau hinter der Theke.

„Sie war die Seele des Ladens“, berichtet Sohn Frank Uhlemeyer. Er ist bei beiden Eltern in die Lehre gegangen und kümmert sich inzwischen sowohl um die Produktion, als auch die Kunden. „Viele schätzen es, wenn der Metzger selbst da steht und sie ihn ansprechen können“, berichtet der 52-Jährige. Wenn es allerdings um die richtige Zubereitung von Schweinshaxe und Rinderbraten geht, übergibt er an seinen Bruder Jens. „Der hat nach seiner Metzgerausbildung noch Koch gelernt und wirklich Ahnung.“ Der Jüngste im Familientrio ist für den täglichen Mittagstisch verantwortlich. „Der Trend geht immer mehr zum Verkauf von fertigen Gerichten. Die Kunden, die einen Sonntagsbraten kaufen, sind selten und meistens männlich.“

Das hat Gerhard Uhlemeyer noch ganz anders erlebt. „Die Frauen, die früher drei Pfund Rindfleisch gekauft haben, konnten es auch braten“, berichtet der Unternehmensgründer. Wenn er damals um sieben Uhr morgens die Ladentür aufschloss, stand schon eine Schlange von rund 20 Kunden davor. „Die haben dann hier eine Nummer gezogen, die Männer sind noch ein Bier trinken gegangen und dann wieder gekommen.“

Zu den Zeiten hätten die Wuppertaler auch noch Fleisch in Mengen gekauft. „Heute achten sie mehr auf die Qualität, aber eben auch auf den Preis“, sagt Frank Uhlemeyer. Er hat das Geschäft 2001, kurz nach dem Umzug in das neue Ladenlokal an der Hopfenstraße, mit seinen Brüdern Ralf und Jens zusammen übernommen. „Wir teilen uns die Aufgaben auf. Für einen alleine wäre das viel zuviel.“ Sein Vater beschäftigte einst bis zu zehn Gesellen, doch inzwischen liegt fast alles in Familienhand. „Wir ziehen an einem Strang und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es den Betrieb noch gibt.“

Der gebürtige Westfale Gerhard Uhlemeyer war in den 50er Jahren eher zufällig im Bergischen hängen geblieben. Nach seiner Ausbildung warben ihn Bekannte seiner Eltern nach Wuppertal ab. „Sie hatten eine Metzgerei in der Simonsstraße und sagten, sie könnten mich vor den Ferien gut gebrauchen. Dann kam noch die Liebe dazu und ich blieb“, erinnert sich der 80-Jährige mit einem Lächeln. In seine Frau verliebte er sich auf den ersten Blick. „Ihr Bild stand in einem Fotogeschäft am Kipdorf im Schaufenster. Eine Woche später habe ich das Mädchen vom Ölberg zufällig in der Belle Etage getroffen.“

Die Mutter sei nicht nur das Herz des Geschäftes gewesen, sie habe auch die Familie zusammen gehalten, berichtet Frank Uhlemeyer. „Sonntags gab es immer ein gemeinsames Frühstück. Dann sind wir alle an einer langen Tafel zusammen gekommen.“ Er bedauert, dass sie das 50-jährige Bestehen von fünf Jahren nicht mehr erlebt hat.

Wenn Gerhard Uhlemeyer auf dieses halbe Jahrhundert zurückschaut, wirkt er zufrieden. Er ist sich sicher, sein Leben noch einmal so zu gestalten. „Natürlich haben wir immer viel gearbeitet. Doch ich hatte auch immer ein paar Mark für ein Bier in der Tasche und es hat mir gefallen“, betont der 80-Jährige. Er ist sichtlich stolz auf seine drei Söhne, die sein Lebenswerk weiter führen. „Man müsste nur noch einmal zwanzig sein und genauso bekloppt wie damals“, sagt er lachend.