Führung Alte Synagoge: Ein Ort des Gedenkens als ein „kleines Idyll“

Elberfeld · Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte, führte durch Garten und Außengelände in Elberfeld.

Ulrike Schrader (r.), Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, erläutert den Teilnehmern der Führung den Grundriss der ehemaligen Synagoge.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Recht frisch beschnitten sind die zehn Apfelbäume, die auf dem ansteigenden Gelände der Begegnungsstätte Alte Synagoge stehen. Kurz ist der Rasen, der sich im Sommer zu einer Wildwiese verwandelt, auch der künstliche Wasserlauf ist derzeit noch nicht in Betrieb. „Das ist ein kleines Idyll hier“, sagt Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, zu der Besuchergruppe, die sie über den Außenbereich des Areals führt. Im Rahmen der Sonntagsführung leitet sie die Gruppe durch den Garten und stellt das Zusammenspiel von Natur und Architektur im Außenbereich vor.

Warum Apfelbäume gewählt wurden und welche Aussage oder symbolische Absicht hinter der Auswahl der Bäume steht? Sie habe „keine Ahnung“, warum beim Bau der Begegnungsstätte und der Gestaltung des Außengeländes die Wahl auf die Apfelbäume gefallen sei, gesteht Ulrike Schrader. „Vier Männer“ hätten den Bau der 1994 eröffneten Begegnungsstätte und die Gestaltung des Geländes übernommen, berichtet sie: die Architekten Peter Busmann und Godfried Haberer, der Landschaftsarchitekt Volker Püschel und der Künstler Zbigniew Oksiuta.

Der Garten der Begegnungsstätte befindet sich auf dem Areal eines ehemaligen protestantischen Gemeindehauses, das während des Zweiten Weltkrieges „wahrscheinlich zerbombt wurde“, berichtet die Leiterin. Gibt es eine symbolische Verbindung, die mit der Bepflanzung durch die Apfelbäume geknüpft werden sollte? Da bleibt die Intention vorerst im Dunkeln.

Fest steht immerhin, dass die Streuobstwiese am Hang einen deutlichen Gegensatz zum östlichen Bereich des etwa 700 Quadratmeter großen Areals der Begegnungsstätte bildet. Dieser Bereich präsentiert sich mit seinem Boden aus Kieselsteinen „völlig steril“ und als „totes Gelände“ (Schrader).

Schrader kritisiert
fehlerhaftes Gedenkschild

Hier wächst als einziges Grün lediglich ein mittlerweile recht imposanter Schnurbaum, der mit seinen ausladenden Ästen im Sommer Schatten spendet. Zudem fällt der Blick des Gastes auf die architektonischen Formen der Begegnungsstätte, die sich in ihrer geometrischen Ausrichtung als „Produkte des Denkens“ oder „Produkte der Aufklärung“ darstellen, erklärt die Leiterin. Und die Aufklärung hat ja auch durchaus ihre Schattenseiten, wie Schrader mit Verweis auf die Philosophen Adorno und Horkheimer anmerkt.

Mit einem Gang um das Gebäude und zum Haupteingang endet die Führung. Schrader macht noch kurz Station an einem Gedenkschild, das an die Novemberpogrome von 1938 erinnert und im November 1962 an der Ecke einer wieder aufgebauten Mauer angebracht wurde. Die Leiterin der Begegnungsstätte spart nicht mit Kritik an dem Schild: So sei das Datum nicht korrekt, brannte die Synagoge doch am 10. November 1938 nieder und nicht – wie auf dem Schild vermerkt – am 9. November. Auch spricht das Schild nur davon, dass die Synagoge ein „Opfer des Rassenwahns“ wurde, die getöteten Menschen jüdischen Glaubens werden nicht erwähnt.

Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kommt die Führung über das Außengelände gut an. Zum ersten Mal in der Begegnungsstätte ist an diesem Tag Dirk Hansen-Rüther. Der Rundgang sei „sehr interessant und sehr gut vorgetragen“ worden, sagt der aus Barmen kommende Besucher. Er beschäftige sich mit Lokalgeschichte und Ahnenforschung und habe deshalb die Möglichkeit zum Besuch gerne genutzt.

Deutlich öfter ist dagegen schon Angela Mahnkopf in der Begegnungsstätte gewesen. Sie sei im vergangenen Herbst mit ihrem Mann nach Barmen gezogen, als Remscheiderin kenne sie das Haus schon gut. Nun wolle sie mit ihrem aus Regensburg hergezogenen Mann die „Erinnerungsorte der Stadt kennenlernen“. Und dazu gehörten eben auch die jüdischen Erinnerungsorte.