Hier treffen sich die Dönberger
Die Aurands betreiben seit mehr als 40 Jahren ein Lotto-Totto-Geschäft im Stadtteilzentrum.
Horath. „Als ich hier anfing, war ich noch schüchtern.“ Wer Martina Aurand heute bei der Arbeit erlebt, der mag es kaum glauben. Nahezu jeder, der an diesem Vormittag den kleinen Lotto-Toto-Laden an der Horather Straße betritt, ist mit der Chefin per Du und wird von ihr sofort persönlich begrüßt.
Ob Fußball, Schützenfest oder Privates — während Zigaretten, Briefmarken und Zeitungen den Besitzer wechseln, findet sich immer noch genug Zeit für einen kurzen Plausch über kleine und große Themen, die die Menschen im Quartier bewegen. „Man bekommt schon eine Menge mit“, sagt Martina Aurand und betont sogleich ihre absolute Verschwiegenheit: „Hier wird natürlich nichts weitererzählt!“
Ohne diese Nähe zu den Kunden hätte der kleine Laden wohl auch kaum so lange überlebt. „Wenn Du stur bist, kannste hier nicht existieren“, bringt Schwiegervater Wolfgang Aurand kurz und knapp die Mentalität der Dönberger auf den Punkt.
1972 hat er den Laden an dieser Stelle eröffnet, nachdem er zuvor schon einige Jahre an anderer Stelle im Ort ein kleines Geschäft betrieben hatte. „Hier zu bauen, war eine gute Entscheidung“, sagt der Seniorchef rückblickend und verweist auf das große Plus des neuen Standortes: „Hier haben wir den Berufsverkehr und Parkplätze direkt am Laden.“
Von der weitsichtigen Standortwahl ihres Schwiegervaters profitiert bis heute Martina Aurand, die seit 1992 hinter dem Tresen des Ladens steht. Ab 6 Uhr morgens herrscht hier ein ständiges Kommen und Gehen. Von der Tageszeitung bis zur Busreise reicht das Angebot, Kundenmagnete sind jedoch der Lottoverkauf und die einzige Postannahmestelle im Quartier. „Zweimal am Tag wird hier eine Kleinlasterladung Pakete abgeholt“, berichtet Wolfgang Aurand nicht ohne Stolz.
Vor 48 Jahren sah das noch ganz anders aus. „Ich war einer der ersten Neubürger am Dönberg“, erzählt Wolfgang Aurand. „Damals lebten hier grade mal 500 Menschen.“ Mit dem bald darauf einsetzenden Bauboom reifte die Idee, sich selbstständig zu machen. Und so konnte das Geschäft der Familie vom Wachstum des Quartiers profitieren.
Heute leben knapp 5000 Menschen am Dönberg — „und der überwiegende Teil von ihnen gehört zur Stammkundschaft“, sagt Martina Aurand selbstbewusst. Warum sollte die Unternehmerin da auch noch schüchtern sein?