Erste Stolpersteine in Ronsdorf verlegt
Gedenken an jüdische Bürger an der Staasstraße und Elias-Eller-Straße.
Ronsdorf. Der erfolgreiche jüdische Händler Abraham Löwenthal war Mitbegründer und Geldgeber für die Ronsdorfer Badeanstalt, die 1885 als erste im Preußischen Reich eröffnet wurde. Doch als seine Nachfahren in der Nazi-Zeit dieses Schwimmbad nutzen wollten, da wurden sie als „dreckige Juden“ vertrieben, die „das Wasser verschmutzen“.
Fassungslos steht man heute vor den Auswüchsen, die einst der Rassismus in Deutschland annahm. Das Beispiel aus Ronsdorf belegt aber auch, wie innovativ und pragmatisch jene Menschen dachten und handelten, die da von den Nazis verfolgt wurden.
Am vergangenen Freitag wurden für Abrahams Sohn Moses Löwenthal und dessen Tochter Selma vor dem Haus Elias-Eller-Straße 19 zwei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern daran, dass die beiden Mitglieder dieser ehemals angesehenen und beliebten Ronsdorfer Familie im Jahre 1942 deportiert und ermordet wurden.
Etwa 70 Ronsdorfer Bürger waren zur feierlichen Verlegung der Stolpersteine erschienen. Für Professor Dr. Manfred Brusten, dessen Lebenswerk es geworden ist, die Schicksale verschleppter und ermordeter Wuppertaler Juden nachzuzeichnen, war der Gedenktag in Ronsdorf ein besonderer. Normalerweise sei bei der Verlegung von Stolpersteinen nur eine Handvoll Menschen anwesend. Die große Menge interessierter Bürger sei ein deutliches Zeichen für die Heimatverbundenheit gerade der Ronsdorfer.
Die insgesamt drei Steine, die man am Freitag ins Ronsdorfer Straßenpflaster einließ, waren die ersten, die in diesem Stadtbezirk verlegt wurden. Der tatsächlich erste Stein wurde ebenfalls am Freitag Rosalie Vogel an der Staasstraße 49 gewidmet. Rosalie Vogel, am 3. Dezember 1872 als Rosalie Tiefenthal geboren, hatte an dieser Stelle im elterlichen Wohnhaus ein Lebensmittelgeschäft geführt, das sie von ihrer Mutter übernommen hatte. Sie war 69 Jahre alt, als man sie für den 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck bestellte. Von diesem berüchtigten Bahnhof erfolgten die Deportationen jüdischer Bürger aus Wuppertal.
Am Freitag, dem 70. Jahrestag des letzten Transportes aus Wuppertal, jährte sich zugleich zum 68. Mal das gescheiterte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Rosalie Vogel und Moses Löwenthal kamen nach Theresienstadt und später nach Treblinka, wo beide ermordet wurden, wahrscheinlich Ende September 1942. Selma Frank, geborene Löwenthal, wurde am 9. Oktober 1942 in Auschwitz umgebracht.
Es gehört zu den perfiden und schrecklichen Details der Verfolgung, dass die Deportierten die Fahrkarten für ihre letzte Zugfahrt selbst bezahlen mussten. 65 Reichsmark waren es für den Transport nach Theresienstadt.