Liefersack erinnert an vergangene Zeiten

Am kommenden Wochenende wird das Stadtteilfest zum 20. Mal gefeiert.

Foto: Andreas Fischer

Ronsdorf. Fleißig und gottesfürchtig waren sie immer schon, die Ronsdorfer, die an heimischen Webstühlen die verschiedensten Bänder webten und sie dann ins Tal der Wupper brachten. In einem Leinen-Behältnis, das über die Schulter geworfen und meist je zur Hälfte auf der Brust und auf dem Rücken transportiert wurde: dem Liefersack, oder um es in Ronsdorfer Platt zu sagen, dem Rongsdroper Liewersack.

Dieses Symbol Ronsdorfer Fleißes hat einem Volksfest den Namen gegeben, das in diesem Jahr zum 20. Mal veranstaltet wird: von Freitag, 12. Juni, bis Sonntag, 14. Juni.

Webstühle, von denen es einmal rund 2000 gab, sind nur noch im vom Heimat- und Bürgerverein liebevoll gestalteten Bandwirker-Museum zu sehen. Und der Bandwirker und seine Frau nur noch von Professor Max Kratz in Bronze gegossen auf dem Bandwirker-Platz.

Der ist seit 2007 das Zentrum für das Fest, das 1977 als Nachfolger von diversen Ronsdorfer Heimatfesten — das erste fand 1957 statt — erstmals ausgetragen wurde. Eine ganze Woche dauerte es. Schachturniere, politische Diskussionen, Freiluft-Theater, Kutschfahrten und Pony-Reiten standen neben Tanz-Abenden im Festzelt auf dem umfangreichen Programm. Aber was nützt das tollste Programm, wenn das Wetter nicht mitspielt?

Regen, Sturm und herbstliche Kälte drückten am Diakonischen Zentrum nicht nur auf die Stimmung, sondern rissen auch ein dickes Loch in die Kasse. Statt einer dicken Spende für das diakonische Zentrum standen am Ende nur rote Zahlen.

Es spricht für die Klugheit und Beharrlichkeit der Ronsdorfer, dass sie nicht aufgaben. Stattdessen 1979 den 18. August für einen abgespeckten zweiten Liefersack wählten. Mit Erfolg, die Sache lief.

Alle zwei Jahre wurde das Fest nun von Heimat- und Bürgerverein ehrenamtlich ausgerichtet. Immer zugunsten sozialer und gemeinnütziger Zwecke. Meist auch bei gutem Wetter. „Aber einmal war es so kalt, dass wir Glühwein ausschenken mussten“, erinnert sich Walter Abram, der seit rund 20 Jahren dabei ist. Fröhlich ging es immer zu, so wie einst im 19. Jahrhundert, wenn die Ronsdorfer Bandwirker nach gelungener Verkaufstour auf dem Freudenberg in einer Gastwirtschaft zusammentrafen, sich vom Erlös das eine oder andere Bierchen gönnten und sich dann mit neuem Garn und gefülltem Geldbeutel gemeinsam durch den damals sehr einsamen und nicht ungefährlichen Dorner Weg auf ins heimische Ronsdorf machten.