Wohnen am Rehsiepen: Wasser aus allen Löchern
Mehr als 700 Wohnungen haben einen neuen Eigentümer — aber die alten Probleme.
Ronsdorf. Die Wände sind verputzt, aber nicht tapeziert. Im Flur stehen die Wohnungstüren an der Wand. Im Bad steht die Badewanne auf improvisierten Füßen, ohne Kacheln davor. Wenn es regnet, läuft das Wasser an den Wänden entlang, kommt aus Wandlampen und Steckdosen. Ein paar Bilder an der Wand sind wie zum Trotz aufgehängt — nur ein Schein von Wohnlichkeit. Robert Pein lebt seit Dezember 2011 in dieser Behausung. Sein Vermieter reagiert seiner Aussage nach nicht auf Beschwerden. Und seine Wohnung ist kein Einzelfall: Viele Häuser in der Siedlung Rehsiepen sind objektiv unbewohnbar.
Mehr als 700 Wohnungen der Siedlung hat die Residential Wuppertal zu Beginn des Jahres von der Gagfah übernommen. Damals keimte Hoffnung bei den Bewohnern auf, die sich schon jahrelang im Stich gelassen fühlten. „Die Beschwerden bei der Gagfah haben so wenig gebracht, dass sie nur noch in Notfällen eingereicht wurden“, sagt Bruno Wortmann vom Mieterbund.
Ein Notfall wie im Jahr 2010: Damals war in einem Haus am Rehsiepen eine Abflussleitung geplatzt. Fäkalwasser stand zentimeterhoch im Keller des Gebäudes. „Damals hat es unglaubliche zehn Monate gedauert, bis der Schaden behoben wurde“, erinnert sich Wortmann. So lange konnten die Mieter ihre Kellen nicht benutzen und mussten den Gestank ertragen.
Die Hoffnung, dass diese Zustände der Vergangenheit angehören, haben viele Bewohner in den vergangenen sieben Monaten schon wieder verloren: Zehn Wohnungen am Rehsiepen hat der Mieterbund im Frühjahr nach Beschwerden begutachtet und Mängelberichte an die Hausverwaltung weitergeleitet — in keiner davon habe sich die Situation verbessert.
Die Hausverwaltung gab am Mittwoch gegenüber der WZ zu, dass es Mängel in den Wohnungen gibt: „Wir arbeiten die Mängelliste ab, aber wir stoßen auch an die Grenzen unserer Kapazität“, sagte ein Vertreter der Eigentümer. Teilweise läge das aber auch an den Mietern selbst. So sei in einem Fall nur Wasser in die Wohnung gelaufen, weil der Regenabfluss im Fensterrahmen nicht gereinigt worden sei. Außerdem seien viele Mieter zufrieden mit dem neuen Besitzer, der zum Beispiel einen Spielplatz erneuert hat, der bald mit einem Fest eingeweiht werden soll.
Im Fall von Robert Pein sind die Fronten allerdings verhärtet: „Herr Pein lässt uns nicht mehr in die Wohnung. So können wir auch nichts reparieren.“