Stadthistorie Blicke auf die Geschichte des Wuppertaler Stadtteils Vohwinkel
Vohwinkel · Der Alt-Vohwinkel Kalender 2023 erscheint Ende September. Mit spannenden Motiven erzählt er von der Zeit, als sich der Stadtteil zum Eisenbahnknotenpunkt entwickelte.
Es war ein Aufschwung, der die Vohwinkeler wahrscheinlich selbst überrascht hat. Ende des vorletzten Jahrhunderts entwickelte sich der Stadtteil in rasantem Tempo von einer verschlafenen Landgemeinde zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Bergischen Land. Grund war der stetige Ausbau des Streckennetzes mit Vohwinkel als Haltepunkt. Die Züge fuhren nach Düsseldorf, Köln, Essen, Solingen, Opladen oder Velbert. Auch die Rheinische Strecke, die an den nördlichen Hängen Wuppertals entlangführte, machte in Vohwinkel Station.
Viele spannende Motive im Kalender
Durch den ständig wachsenden Verkehr wurde 1873 ein zweiter Bahnhof am Stationsgarten errichtet. 1908 kam der noch heute genutzte neue Bahnhof hinzu. Über 400 Züge pro Tag passierten zu Kaisers Zeiten den Stadtteil. Das führte zu einer vielfachen Ansiedlung von Firmen, Geschäften und Gastronomiebetrieben. Diese besondere Zeit dokumentiert eine seltene Aufnahme vom Bau des repräsentativen Bahnhofsgebäudes ab 1907. Das Bild im aktuellen Alt-Vohwinkel Kalender für 2023 zeigt die bereits weit fortgeschrittenen Arbeiten. Auch die weiteren Anbauten an der Ostseite des Areals stehen bereits.
„Der Bahnhof wurde vom ortsansässigen Bauunternehmer Louis Steinmetz ausgeführt“, erläutert Herausgeber Hans-Jürgen Momberger. Der versierte Kenner der Lokalgeschichte hat für seine neue Kalenderausgabe wieder viele spannende Motive zusammengetragen. Dabei ist die lange und bewegte Eisenbahngeschichte Vohwinkels einer der Schwerpunkte. Eine weitere Aufnahme zeigt den mittlerweile abgerissenen Ringlokschuppen aus dem Jahr 1962.
„Bis zum Aufkommen des Lkw-Verkehrs war der Vohwinkeler Bahnhof zeitweise Heimat von über 50 Lokomotiven“, berichtet Hans-Jürgen Momberger. Auf dem Foto ist im Hintergrund die schon damals dichte Bebauung des Quartiers Nathrath zu sehen. „In vielen dieser Häuser gab es Dienstwohnungen für Eisenbahner, die im Notfall schnell zum Einsatz gerufen werden konnten“, so Momberger.
Der beliebte Kalender erscheint immer anlässlich des Vohwinkeler Festwochenendes Ende September. Die erste Ausgabe gab es 2006 zum 650-jährigen Jubiläum des Stadtteils. „Damals fand sich niemand, der das wirtschaftliche Risiko übernehmen wollte, daher habe ich das einfach selber gemacht“, erinnert sich der Herausgeber. Die Sorge über mangelnde Abnehmer erwies sich als unbegründet, denn der Kalender war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Durch die positive Resonanz entschied sich Hans-Jürgen Momberger dafür, auch in den Folgejahren historische Kalender herauszubringen. Diese erscheinen bis heute zum Selbstkostenpreis im Eigenverlag. So können sich die Vohwinkeler weiterhin über viele seltene Schnappschüsse aus ihrem Stadtteil freuen.
Dazu gehört unter anderem eine alte Aufnahme der Villa Vogel, die auch als Haus Kathi nach dem Vornamen der Ehefrau des Inhabers und Fabrikanten Wilhelm Vogel bekannt war. Der Prachtbau an der Scheffelstraße wurde vom damals renommierten Architekten Emanuel von Seidl geplant. Heute ist das Hotel und Restaurant Scarpati in der Villa zu finden.
Äußerst idyllisch zeigt sich Vohwinkel auf dem Titelblatt des neuen Kalenders. Auf der kolorierten Postkarte aus dem Jahr 1905 ist die noch dörfliche Struktur Vohwinkels mit Wiesen und Feldern zu erkennen. Am linken Bildrand der Postkarte findet sich das Rathaus mit seinem markanten Turm. Das imposante Verwaltungsgebäude wurde 1898 verwirklicht und zeugte bereits vom Selbstbewusstsein der Bürger in Vohwinkel.