Bremkamp: Wie ein Acker zur Siedlung wurde
1939 wurde das heutige Quartier Bremkamp gegründet. Den Bewohnern war der 75. Geburtstag ein Fest wert — Nostalgie inbegriffen.
Vohwinkel. Es hätte idealere Zeitpunkte zur Gründung einer Siedlung geben können. Als 1939 die ersten Bewohner am Bremkamp einzogen, brach kurz darauf der Zweite Weltkrieg aus. Viele der stolzen Neu-Hausbesitzer hatten wenig vom neuen Eigentum und mussten direkt an die Front. Einige kehrten nicht mehr zurück. Dieses Schicksal erlitt auch der Vater von Waltraud Wemper, die im Gründungsjahr der Siedlung geboren wurde.
„Das waren schwierige Zeiten damals, weil meine Mutter für das Haus und den großen Garten allein verantwortlich war“, erzählte die 75-Jährige bei der Feier zum Geburtstag der Siedlung, die so alt ist wie sie selbst. Um finanziell über die Runden zu kommen, richtete die Familie einen kleinen Laden ein. „Da mussten wir natürlich schon in jungen Jahren mithelfen“, berichtet Wemper.
Trotz der vielen Arbeit sind ihre Kindheitserinnerungen aber äußerst positiv. „Wir haben das nicht als schwer empfunden und es war schön, im Grünen aufzuwachsen“, sagt die Vohwinkelerin. Sie betont besonders die starke Gemeinschaft am Bremkamp, die damals wie heute die Menschen im Westen des Stadtteils zusammenschweißt.
Das 75-jährige Bestehen ihrer Siedlung feierten die Bremkamper mit einem Sommerfest und einem Empfang im Evangelischen Gemeindezentrum. Die Besucher blickten gern auf die Vergangenheit. „Es hat sich viel verändert, aber der Zusammenhalt ist immer noch da“, sagt Bernd Bahlmann, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft.
So sieht es auch Doris Ponge, die 1939 im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern an den Bremkamp kam. Dort wurde Selbstversorgung großgeschrieben. „Wir hatten Schafe, Kaninchen und Hühner“, berichtet Ponge. Heute sind freie Grundstücke am Bremkamp Mangelware.
Mittlerweile hat zudem ein Generationswechsel stattgefunden. Waltraud Wemper und ihr Mann werden zum Beispiel bald die Siedlung verlassen und zu ihrer Tochter nach Wetter ziehen. „Das Grundstück ist einfach zu groß für uns. Wir schaffen das in unserem Alter nicht mehr“, sagt die Bremkamperin. An den Auszug aus ihrem Elternhaus möchte sie allerdings noch nicht denken: „Das wird richtig hart.“