Christian Köther fährt zur Landessynode

Der Presbyter setzt sich für die Gleichstellung von homosexuellen und heterosexuellen Partnerschaften ein.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. In drei Tagen startet die Landessynode in Bad Neuenahr. Die WZ sprach mit Christian Köther über seine Aufgaben.

Herr Köther, Sie nehmen an der Landesynode in Bad Neuenahr teil, die am 8. Januar beginnt. Wie kam es, dass Sie als erster Vertreter der Evangelischen Gemeinde Vohwinkel im höchsten Gremium der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Stimme haben?

Christian Köther: Das war ein basisdemokratischer Prozess. Als Vohwinkeler Presbyter bin ich seit drei Jahren Mitglied in der Wuppertaler Kreissynode. In dieser Funktion hat mich zu meiner Überraschung der Nominierungsausschuss für die Landessynode angesprochen. Ich war zuerst völlig baff, habe mich dann aber nach einiger Überlegung dazu entschlossen, zu kandidieren. Dabei musste ich mich unter anderem vor den 150 Mitgliedern der Kreissynode vorstellen, was mir eigentlich gar nicht liegt. Ich bin ganz schön ins Stottern gekommen. Dass ich am Ende gewählt wurde und jetzt einer von drei Wuppertaler Nicht-Theologen bei der Landessynode bin, freut mich sehr.

Hatten Sie mit Ihrer Wahl gerechnet?

Köther: Überhaupt nicht. Es gab wesentlich prominentere Kandidaten, deren Wahl ich viel eher vermutet hätte. Ich habe drei Tage gebraucht, bis ich wirklich realisiert hatte, dass die Wahl auf mich gefallen war.

Wie gehen Sie an diese verantwortungsvolle Aufgabe heran?

Köther: Wenn ich so etwas mache, dann möchte ich es richtig tun. Ich möchte in der Evangelischen Kirche etwas bewirken und glaube auch, dass dies möglich ist. Natürlich bedeutet das viel Arbeit. Vor Weihnachten habe ich einen dicken Karton mit Unterlagen für die Landessynode bekommen, die ich gerade durcharbeite. Es gibt eben viele wichtige Themen.

Wie wird Ihr Aufgabenbereich bei der Landessynode aussehen?

Köther: Ich sitze unter anderem im Ausschuss für öffentliche Verantwortung. Dabei geht es um Themen wie ökologische Landwirtschaft. Als Bilanzbuchhalter finde ich es spannend, einen Einblick in Bereiche zu bekommen, mit denen ich beruflich nicht so viel zu tun habe. Ein Hauptthema wird natürlich die schwierige finanzielle Situation in den Gemeinden sein. Wir müssen Wege finden, um die Arbeit mit schrumpfenden Mitteln ebenso gut wie in der Vergangenheit weiterzuführen. Auch das Thema Flüchtlinge wird auf der Tagesordnung stehen. Das Beispiel der Flüchtlingshilfe Wuppertal-West zeigt auf lokaler Ebene, wie es mit viel Engagement und gutem Willen in wunderbarer Weise gehen kann.

Welches Thema liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen?

Köther: Als offen schwuler Mann ist für mich der Umgang mit Homosexualität in der Evangelischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Ich habe mich etwa in der Kreissynode dafür eingesetzt, dass es dafür weiterhin eine Beauftragung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften gibt. Dass die vergangene Landessynode eine Gleichstellung von homosexuellen mit heterosexuellen Trauungen beschlossen hat, hat mich sehr gefreut. Ich empfinde es als überaus wohltuend, dass es in unserer Kirchengemeinde weder auf Alter, Beruf, Nationalität oder sonstige Lebensumstände ankommt. Meines Erachtens zählt der Mensch als Mensch und ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele in unserer Gemeinde ebenso denken. Diese wechselseitige Akzeptanz empfinde ich als sehr wohltuend.

Sehen Sie dabei auch Ihre eigene Wahl als Fortschritt?

Köther: Auf jeden Fall. Das wäre in der katholischen Kirche undenkbar. In bin streng katholisch erzogen worden und mit Anfang 20 aus der Kirche ausgetreten. Vor 15 Jahren bin ich dann voller Überzeugung in die evangelische Kirche eingetreten. Und empfinde das für mein Leben als unglaublich bereichernd. Ich möchte hier etwas zurückgeben. Außerdem möchte ich jungen Menschen Mut machen, zu ihren Überzeugungen zu stehen. Dafür möchte ich Vorbild sein. Die Evangelische Kirche ist auf einem guten Weg. Allerdings waren auch hier viele Entwicklungen notwendig. Vor einigen Jahren wäre meine Nominierung noch kaum vorstellbar gewesen. Jetzt habe ich aber das Gefühl, der richtige Mensch am richtigen Ort zu sein.

Was würden Sie sich wünschen?

Köther: Teilweise sollte sich die Kirche besser verkaufen. Wir bewegen viel, sind gesellschaftspolitisch unverzichtbar und das müssen wir den Menschen auch vermitteln und sie auch dadurch erreichen. In Vohwinkel nenne ich als Beispiele die evangelischen Kindergärten, die Flüchtlingshilfe West, das Fambiente oder den Hospizdienst. Wir sollten unsere Überzeugungen noch stärker an die Öffentlichkeit tragen, wie das zum Beispiel unsere Superintendentin in toller Weise zum Thema Presbyteramt und gleichzeitige AfD-Landtagskandidatur getan hat, um den Menschen, die wir leider in den Gottesdiensten oft nicht mehr erreichen, unsere Wichtigkeit zu zeigen.