Wuppertal GWW: 940 Wohnungen im aufstrebenden Viertel
Die Wohnungsbaugenossenschaft Wuppertal West wird 90 Jahre alt — und hält an ihren früheren Prinzipien fest.
Vohwinkel. Es ist ein Zusammenschluss, der in schwierigen Verhältnissen entstand und zu einer starken Gemeinschaft wurde. Während der Zeit der Industrialisierung strömten die Menschen in die Ballungszentren. Dazu gehörte auch das Bergische Land und die damalige Landgemeinde Vohwinkel. Hier herrschte durch das stetige Anwachsen der Bevölkerung bald eine erhebliche Wohnungsnot. In diesen bewegten Zeiten schlossen sich wirtschaftlich Benachteiligten in Gruppen zusammen, um durch Selbsthilfe ihre Lage zu verbessern. Das war auch die Geburtsstunde der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Wuppertal West (GWW). Sie feiert in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag.
An den sozialen Grundprinzipien, die bereits bei der Gründung 1927 galten, hat sich wenig geändert. „Wir möchten qualitativ hochwertigen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen bereitstellen“, sagt Geschäftsführer Roland Maltz. Dafür werde kontinuierlich investiert. Erwirtschaftete Gewinne sollen zum größten Teil in die Instandhaltung der Immobilien fließen. Auch das Prinzip der Mitbestimmung hat nach wie vor eine wichtige Bedeutung. Jeder Mieter ist automatisch Mitglied der Genossenschaft. Einmal im Jahr gibt es eine Mitgliederversammlung, die den Aufsichtsrat bestimmt, der wiederum den Vorstand wählt. „So kann sich jeder einbringen“, erklärt Vorstandsmitglied Wendelin Volk.
Der Hauptbestand der über 1100 GWW-Wohnungen befindet sich in Vohwinkel. Kerngebiet ist das Dichterviertel. Hier wurde an der Stormstraße auch 1927 das erste Haus gebaut (siehe Foto). Schnell folgten weitere Bauvorhaben. Heute bietet die Genossenschaft im Stadtteil 940 Wohnungen an. Die meisten sind zwischen 40 und 70 Quadratmeter groß. „Wir haben so gut wie keine Leerstände, was uns beweist, dass wir viel richtig gemacht haben“, sagt Roland Maltz. Er sieht Vohwinkel als aufstrebendes Quartier mit viel Potenzial. Das zeige auch das neue Wohnprojekt in der Lessingstraße, das allerdings nicht von der GWW verwirklicht wird. „Wir sehen das nicht als Konkurrenz, sondern als Beweis dafür, dass Vohwinkel attraktiv ist“, sagt Roland Maltz. Die Nähe zu Düsseldorf sei ebenfalls ein Standortvorteil, findet er.
Damit sich die GWW Wohnungen möglichst viele Mieter leisten können liegt der Quadratmeterpreis bei moderaten 4,60 Euro. „Wer bei uns wohnt kann dann sicher sein, dass seine Immobilie in unserem Bestand bleibt“, sagt Wendelin Volk. Der Verkauf eines Genossenschaftshauses sei mit hohen rechtlichen Hürden verbunden. „Außerdem wollen wir das gar nicht“, betont Roland Maltz. Er freut sich über die Kontinuität der Genossenschaft, der viele Mieter über Jahrzehnte die Treue gehalten haben.
Dazu gehört etwa Ingeburg Dings, die mit ihrem Mann in der Schlieffenstraße wohnt. In ihre Wohnung zog sie bereits 1930 mit ihren Eltern als kleines Kind ein. „Das ist mein zu Hause und ich kann mit das anders gar nicht vorstellen“, erzählt die 87-Jährige. Obwohl das Ehepaar lange Zeit im Ausland lebte, hat es die Wohnung in Vohwinkel immer gehalten. „Einmal habe ich gekündigt, aber es bereits wenige Tage später bereut und rückgängig gemacht“, sagt Ingeburg Dings. Auch Ursula und Willi Hüsgen sind ihrer Wohnung in der Gneisenaustraße besonders verbunden. „Mein Mann lebt hier schon seit 1958, ich bin zehn Jahre später eingezogen“, berichtet Ursula Hüsgen. Sie fühle sich im Haus sehr gut aufgehoben und lobt den Einsatz der Genossenschaft. „So etwas ist heute nicht mehr selbstverständlich“, betont Hüsgen.
Ihr bisher letztes Bauvorhaben in Vohwinkel stellte die GWW Ende 2003 an der Heinrich-Heine-Straße 30 fertig. In diesem Jahr soll es im Stadtteil aber wieder Wohnungszuwachs geben.