Tagesgruppe hilft Kindern mit schwierigen Familienverhältnissen

Angebot an der Edith-Stein-Straße soll verhindern, dass sie ins Heim kommen.

Tagesgruppe hilft Kindern mit schwierigen Familienverhältnissen
Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. „Das hier ist ein Raum, in dem wir uns austoben können“, sagt stolz der Achtjährige mit dem orangefarbenen Oberteil. Und seine blonde Spielgefährtin (9) erklärt, dass sie auf dem kleinen Trampolin hüpfen oder aus den Polstern Buden bauen. In der wohnlich eingerichteten Tagesgruppe haben die Kinder aber auch Plätze, an denen sie basteln, lesen und ihre Schulaufgaben machen können. Zwanzig Jahre besteht das Angebot für Familien, in denen es nicht gut läuft, an der Edith-Stein-Straße.

Sie ist Teil des Angebots der „Kinder- und Jugendwohngruppen der Stadt Wuppertal“, die Kinder und Jugendliche aufnehmen, wenn sie nicht mehr in der Familie bleiben können. In der Tagesgruppe werden die Kinder nach der Schule unterstützt, gehen aber am späten Nachmittag nach Hause. Gleichzeitig arbeiten die Erzieherinnen mit den Eltern daran, die Situation in der Familie zu verbessern. „Die Tagesgruppe soll die Inobhutnahme verhindern“, erklärt Uwe Meissner, pädagogischer Leiter der Kinder- und Jugendwohngruppen.

Dazu finden regelmäßig Gespräche mit den Eltern statt. „Wir schauen auch darauf, was bereits gut läuft“, erklärt Erzieherin Rebecca Wagner. Es gehe darum, die Eltern in konstruktiven Ansätzen zu bestärken und ihnen auch eine positive Sicht auf die Kinder zu geben. Den Kindern bietet die Tagesgruppe nicht nur Platz zum Spielen und Lernen, sondern auch Struktur und verlässliche Bezugspersonen. „Wir versuchen, so viel Konstanz wie möglich zu bieten“, sagt Wagner. Die Erzieherinnen besuchen die Familien auch zu Hause und begleiten die Kinder mal in die Schule, um ein umfassendes Bild zu bekommen.

Acht Kinder zwischen sechs und elf Jahren kommen derzeit in die Gruppe. Sie essen gemeinsam, machen in zwei extra dafür eingerichteten Räumen ihre Aufgaben. In einer Ecke des Raumes steht ein Aquarium. „Das haben die Kinder selbst eingerichtet“, so Wagner. Platz für Bewegung ist nicht nur im Toberaum, sondern auch auf dem großen Hof hinterm Haus. Den Nachmittag beschließt eine Abschlussrunde mit Rückblick auf den Tag.

Entstanden ist die Tagesgruppe als Übergangsangebot, um Kinder und ihre Familien zu begleiten, wenn sie nach einer Zeit in einer stationären Einrichtung wieder in die Familie zurückkehren. Inzwischen ist sie ein wichtiges Angebot, um die stationäre Aufnahme zu verhindern. Denn in der Jugendhilfe wird heute versucht, den Kindern die Familie möglichst zu erhalten.

Ihr zwanzigjähriges Bestehen hat die Tagesgruppe mit knapp 100 Kindern, Eltern und Mitarbeitern auf dem Hof gefeiert. Höhepunkt für die Kinder war das Kistenklettern.