Studienseminare: Ministerin sucht Sparversion
Gestern besichtigte Schulministerin Barbara Sommer die Räume der ehemaligen Firma Belzer. Hier könnte das zusammengelegte Seminar hinziehen.
Wuppertal. Bis zum Herbst müssen sich die Studienseminare in Wuppertal und Solingen noch gedulden. Dann will das NRW-Schulministerium entscheiden, in welcher Stadt die rund 760 Lehramtsanwärter in Zukunft ausgebildet werden. Wie berichtet, soll die Lehrerausbildung im Bergischen nur noch an einem Standort angeboten werden. Die Seminare für die Gymnasien, Gesamtschulen und das Berufskolleg (Richard-Wagner-Straße) und die Seminare für Primarstufe, Sekundarstufe I und die Sonderpädagogik in Solingen sollen dafür zusammengelegt werden.
Beide Kommunen gehen mit je einem Gebäudevorschlag ins Rennen, das Land hatte vorgegeben, nur städtischen Gebäuden den Zuschlag zu geben: Für Wuppertal sind es die ehemaligen Räume der Firma Belzer an der Hastener Straße in Cronenberg, Solingen schlägt die Hauptschule Mangenberg vor.
Gestern kam NRW-Schulministerin Barbara Sommer nach Wuppertal, um sich vor Ort ein Bild vom Standort zu machen. Nächste Woche Montag steht dann der Besichtigungstermin in Solingen auf dem Programm. Nach dem Besuch wollte Sommer noch keine Einschätzungen abgegeben, vor der Entscheidung sollen Gespräche mit den Seminarmitarbeitern geführt werden.
"Die Lehrerausbildung in Wuppertal hat eine über 80-jährige Tradition. Das ist auch Werbung für die Stadt. Mit einem Abgang nach Solingen würden wir eine zentrale Aufgabe verlieren", sagte Sozialdezernent Stefan Kühn in Vertretung für Oberbürgermeister Peter Jung.
Bei der Führung durch das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Hastener Straße betonten die Wuppertaler, wie geeignet die Räume aus ihrer Sicht sind: Neben der guten Busanbindung zur Uni und in alle Richtungen - die Schulen im Einzugsbereich reichen von Solingen, Wuppertal, Ratingen und Velbert unter anderem bis nach Essen - wurde vor allem die Leichtbauweise des Gebäudes als Vorteil genannt. Es könne mit wenig Aufwand nach den Bedürfnissen des Studienseminars umgebaut werden.
Außerdem stünden auf dem Gelände mehr 200 Parkplätze zur Verfügung. Weiterer Pluspunkt: Im Vergleich zu den ehemaligen Schulgebäuden an der Simon- und der Kohlstraße in Elberfeld, die ebenfalls als Standort im Gespräch waren und für die mehr als vier Millionen Umbaukosten hätten aufgewendet werden müssen, ließen sich die Umbaukosten in Cronenberg laut CDU-Landtagsabgeordneten Horst Ellinghaus "deutlich günstiger" realisieren.
Mit einer Verlegung nach Solingen würde der Seminarstandort aus Sicht der Wuppertaler Seminarleiter an die äußerste Peripherie des Einzugsbereiches der Schulen verlegt. Auf Seiten der Wuppertaler Seminare stößt das Vorgehen des Landes auf Unverständnis: "Wir hätten uns gewünscht, dass erst die Frage nach dem Standort und dann die nach der Immobilie geklärt worden wäre. So kommt die Botschaft an, dass das billigste Gebäude den Ausschlag gibt", sagt Seminarleiter Jürgen Schlömer, der sich auch eine Nähe zur Elberfelder Innenstadt gewünscht hätte.
"Bedauerlicherweise beschränkt sich die Auswertung der Recherchen durch die Regierung auf kommunale Immobilien. Damit ist der Vergleich eingeschränkt", sagt Michael Merkle, Leiter der Seminare in Wuppertal und Solingen. Merkle hat beim Ministerium eine Liste mit erforderlichen Gebäudeeigenschaften eingereicht. Welchen Standort er favorisiert, möchte er in der Entscheidungsphase noch nicht verraten. Horst Ellinghaus lehnt sich da schon weiter aus dem Fenster : "Die Hauptschule in Solingen ist für andere Aufgaben gebaut worden. Die massiven Wände sind nicht für die Umstrukturierung geeignet. Auch die geografische Lage bringt Nachteile."