Sylkie Monoff ist Wuppertals erfolgreichster Country-Export

Die Wuppertaler Sängerin Sylkie Monoff verbringt das halbe Jahr in den USA. Dort hat sie Freunde gefunden — und Erfolg.

Wuppertal/Nashville. Es gibt Menschen, die sind im falschen Körper geboren. Andere am falschen Ort. Sylkie Monoff kam in Wuppertal zur Welt und ist in Ronsdorf aufgewachsen — doch ihre wahre Heimat hat sie in den USA gefunden. In Nashville, dem Epizentrum des Country, wo sie sich musikalisch zuhause fühlt. Und in Wyoming, wo sie bei den Indianern Seelenverwandte entdeckt hat. Da ist es fast schon Nebensache, dass sich allmählich auch der Erfolg als Musikerin einstellt. Monoffs Album „Genuine“ — übersetzt etwa: „authentisch“, „echt“ — war wochenlang auf Platz eins der Indie-Radio-Charts. Das ist zwar nicht Billboard, aber die Vorstufe dazu — und für eine Nicht-Amerikanerin eine kleine Sensation.

Der Weg dorthin war aufregend und lang. Er führte unter anderem durch eine Ronsdorfer Buchhandlung, in der Sylkie Monoff vor fast 30 Jahren lernte. Eines Tages kam Opern-Superstar Peter Hofmann auf Autogrammtour vorbei. Sylkie, schon seit ein paar Jahren als Country- und Rock-Sängerin in Wuppertal unterwegs, drückte Hofmann mutig eine Demokassette in die Hand. Das brachte ihr den ersten Plattenvertrag ein, unterschrieben vom legendären Thomas Stein. Sie sang einen fremden Titel — und landete einen Riesen-Flop. „Den Fehler mache ich nicht nochmal. Flops kann ich auch mit meinen eigenen Titeln machen“, sagt Monoff heute und lacht.

Sich selbst treu zu sein, hat die 47-Jährige in drei Jahrzehnten Musikbusiness gelernt — aber auch, durchzuhalten und auf dem Teppich zu bleiben. Denn schon manches Mal sah es nach dem großen Durchbruch aus. 1993 erschien nach viel Musizieren, Songschreiben und Klinkenputzen bei BMG Ariola ihr erstes Album „Harbour in the Night“, Poprock mit Country-Touch. „Das ging richtig gut los, die erste Single wurde viel im Radio gespielt.“ Es folgten Fernsehauftritte, Radio-Promos und eine Livetour. Dann verplätscherte die erste Erfolgswelle.

Sylkie Monoff ließ sich davon nicht beirren. Sie komponierte sowieso lieber oder ging ins Studio. 1997 schrieb sie der britischen Boygroup BND den Ohrwurm „All the places“ auf den Leib, ein echter Chart-Erfolg. „Das war finanziell unheimlich wichtig. Außerdem dachte ich, Deutschland müsste mich jetzt als Autorin anerkennen.“ Aber die Branche ist launisch — und verlangte plötzlich nach Techno-Beats statt Gitarrenriffs. „Das war bitter, da dachte ich fast ans Aufhören“, erinnert sie sich.

Ihre Rettung war wieder der Zufall, der sie nach Nashville verschlug. Der erste Mensch, den sie dort kennenlernte, war Gitarrist Brent Mason, der regelmäßig mit Stars wie Neil Diamond oder Shania Twain ins Studio geht. Mason mochte Monoff. Die Wuppertalerin wurde Co-Autorin in der Hit-Fabrik von Warner Music, die Top-Musiker der Szene wurden ihre Freunde. „Das sind musikalisch Gleichgesinnte, die wissen genau, wo ich hinwill mit meiner Musik“, sagt sie.

Erst schrieb sie Songs auf Englisch, irgendwann dachte und träumte sie nicht einmal mehr deutsch. Nashville wurde zur zweiten Heimat, ihre dritte das Schoschonen-Reservat in Wyoming. „Ich glaube, da komme ich eigentlich her. Dort habe ich dieses Gefühl von Ankommen“, sagt sie.

Ihre neuen Freunde in Nashville waren es auch, die sie ermunterten, doch wieder aus der Deckung zu kommen und ein Album aufzunehmen. Doch wie sollte das gehen, fragte sie ihren engsten Vertrauten, den Schlagzeuger Eddie Bayers. „Ich würde doch nur mit Leuten wie euch ins Studio gehen. Und euch kann ich mir nicht leisten.“ Da winkte Bayers ab: „Honey, I don’t want your money.“ Brent Mason und die anderen zogen mit. Und so entstand mit kleinem Budget ein Country-Album von Weltformat, mit 13 Songs aus Monoffs Feder, eingängigen Melodien und sensiblen Texten. „Ich glaube, diesmal kommt der große Knall“, sagt sie — und die Anzeichen dafür sind gut. Weltweit spielen immer mehr Radiosender „Genuine“, es gibt Fanpost und Promo-Auftritte.

Und auch in Wuppertal, wo sie etwa das halbe Jahr verbringt, hat sich etwas verändert: „Jetzt, wo ich gerade abspringen will, interessiert man sich für mich“, wundert sie sich — und fühlt sich doch geehrt. Ihre Wohnung in der Südstadt wird sie wohl behalten.