Theatermacher und Romanautor Symposion zum 100. Geburtstag vom Wuppertaler Paul Pörtner

Wuppertal · Sein „Scherenschnitt‟ ist das meistgespielte Theaterstück eines deutschen Autors in den USA.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Paul Pörtner, geboren 1925 in Elberfeld, gestorben 1984, war vieles: Theatermacher, Romanautor, Dichter, Radiokünstler, Wissenschaftler. Sein „Scherenschnitt‟ ist das meistgespielte Theaterstück eines deutschen Autors in den USA. Berühmt ist er dennoch nicht. Selbst in seiner Heimatstadt ist sein Name nur Eingeweihten ein Begriff. Diese aber schätzen ihn als einen der vielseitigsten und produktivsten Künstler, den das Tal hervorgebracht hat.

Um den Kreis dieser Eingeweihten zu vergrößern, hatten das Literaturhaus Wuppertal und die Stadtbibliothek am Samstag eine Reihe von Refernten in den Lesesaal der Zentralbibliothek geladen, um die verschiedenen Facetten Pörtners dem Publikum vorzustellen. Zu diesen Referenten gehörten Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die Germanistin Dana Machwitz, die Autorin und Performerin Mara Genschel, Alfred Behrens, Professor an der Filmhochschule Babelsberg, und der der Germanist Alexander Wagner.

Durch das Programm führte Max Christian Graeff, der selbst Ende der 1980er-Jahre bei der Einrichtung des Pörtner-Archivs mitgewirkt hatte und seine Moderationen immer wieder mit seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Werk des zu Ehrenden anreicherte.

Die Festrede hielt Ulrike Schrader. Sie hatte ihre Magisterarbeit zu Pörtner geschrieben und konnte daher auf eine intensive Auseinandersetzung mit dessen Werk zurückgreifen. Sie zeichnete das Bild eines hochbegabten Menschen, der schon früh den Horizont seiner kleinbürgerlichen Herkunft überschritt und sich in Literatur, Kunst und Theater vertiefte – dies aber nicht als grüblerischer Einzelgänger, sondern im Verbund und im Austausch mit anderen Gleichgesinnten, etwa in der Künstlergruppe „Der Turm‟, die er nach 1945 mitgründete. Seiner übersprudelnden Produktivität (er verfasste unter anderem 36 Hörspiele) haftete dabei auch immer etwas Ruheloses, Getriebenes an. Gleichzeitig ließ ihn, der mit 30 Jahren Wuppertal verlassen hatte, seine Heimatstadt nie ganz los.

Schraders Überblick endete mit einer Würdigung der wissenschaftlichen Leistung Pörtners, die nicht vollständig aufgearbeitet ist. So stellte er zwei umfangreiche Bände zur Literatur-Revolution 1910–1925 zusammen – eine herausgeberische Großtat zu einer Zeit, als das Nachkriegsdeutschland noch sehr wenig Interesse an diesem Thema zeigte. (Ein dritter Band, der seinerzeit nie erschienen ist, lagert übrigens annähernd druckfertig im Pörtner-Archiv).

Mit Alfred Behrens trat der einzige Zeitzeuge der Veranstaltung, der Pörtner noch persönlich gekannt hatte, ans Rednerpult. Sichtlich bewegt erinnerte sich Behrens an eine Begegnung mit Pörtner im Norddeutschen Rundfunk und die Zeit seiner eigenen Anfänge beim Radio. Red

(Red)