Als erste Wuppertaler Zeitung Historische Barmer Zeitung ist jetzt online

Wuppertal · Das Projekt des Landes NRW digitalisiert sämtliche Blätter des Landes – jetzt sind die Wuppertaler an der Reihe.

Barmer Zeitung vom 28. Januar 1833.

Foto: zeit.punkt NRW

Wer gern in der Vergangenheit der Stadt stöbert, hat jetzt eine neue Möglichkeit dazu: Die Barmer Zeitung, ein liberales Blatt, das von 1833 bis 1941 erschien, ist nun online zugänglich. Die Zeitung wurde im Rahmen des Projekts „Zeit.Punkt NRW“ digitalisiert, mehr als 100 000 Seiten. Sie ist die erste Wuppertaler Zeitung, als nächste sollen der Generalanzeiger für Elberfeld-Barmen und die Elberfelder Zeitung – einst eine der wichtigsten Zeitung in Deutschland – ihren Weg ins Internet finden.

„Wir sind jetzt schwerpunktmäßig dabei, Zeitungen aus Wuppertal zu digitalisieren“, sagt Michael Herkenhoff, Historiker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, der das Projekt leitet. Seit 2017 wird daran gearbeitet, Zeitungen aus NRW zu digitalisieren. Grundlage sind Bestände in Archiven, meist auf Mikrofilmen. Im Barbarastollen im Schwarzwald, in dem die Bundesrepublik Dokumente mit hoher national- oder kulturhistorischer Bedeutung archiviert, befinden sich ebenfalls Mikrofilme von Zeitungen, die seit 2023 einbezogen werden.

Verfügbar sind bereits Zeitungen aus Aachen, Duisburg, Essen, Oberhausen, Remscheid und Solingen. Für die Städte Bonn, Köln und Düsseldorf bestehen noch Lücken und aus Wuppertal gab es bisher fast nichts, weil das Stadtarchiv die Zeitungen in einer Form des Microfilms aufbewahrt, die weniger gut auszuwerten ist. Weil das Projekt bis 2028 verlängert wurde, können diese inzwischen aber auch verarbeitet werden, dazu kommen weitere Mikrofilme aus dem Barbarastollen. Auf 1,5 Millionen Seiten schätzte Herkenhoff vor Beginn der Arbeit das Material aus Wuppertal. „Man ist immer wieder überrascht, wie viele Zeitungen zu finden sind“, sagt er. „Das ist ganz anders als heute.“ Am Ende des Projekts sollen insgesamt etwa 27 Millionen Seiten aus NRW digitalisiert sein, aber das werde vermutlich nicht alles erfassen. „Tatsächlich sind es wohl 30 Millionen Seiten“, schätzt er.

In vielen bereits digitalisierten Zeitungen kann man nicht nur blättern, sondern auch mit Stichworten suchen. Das wird für die Barmer Zeitung gerade eingerichtet, soll ab dem Sommer möglich sein.

Jetzt schon lässt sich zum Beispiel in der Barmer Zeitung vom 28. Januar 1833 – dem ersten Jahrgang – Internationales, Nationales und Lokales lesen, etwa von militärischen Scharmützeln zwischen den Niederlanden und Belgien und davon, dass die Königin der Niederlande aus Berlin abgereist ist. Es gibt Todesanzeigen, ein Haus am Westkotten wird versteigert, der Klavierbauer Adolph Ibach zeigt an, dass er seinen Sohn Rudolph ins Geschäft aufnimmt. Es gibt Werbung für „Dampf-Chocolade“ und eine „junger starker Mann, der gut rechnet und schreibt“, sucht eine Anstellung. Damals kostete die vierseitige Zeitung einen Thaler und sechseinhalb Groschen.Dreißig Jahre später, am 28. Januar 1863, ist sie immer noch vier Seiten lang, kostet jetzt einen Thaler, zwei und einachtel Groschen und ist vielfältiger: Es gibt Kurznachrichten, eine politische Übersicht und einen Fortsetzungsroman: „Die Elenden“ von Victor Hugo.

Ungewöhnlich für die Zeit war die tägliche Erscheinungsweise

Die Inlandsnachrichten sind sehr ausführlich, die Werbeanzeigen nun aufwendiger gestaltet. Geworben wird für Leinen und chinesisches Haarfärbe-Mittel. Im Stadt-Theater in Elberfeld läuft die komische Oper „Die beiden Schützen“. Für Barmer werden am Ende der Vorstellung Wagen bereitstehen, wenn man sie vorab für fünf Groschen bestellt.

Nutzer der digitalen Zeitungen sind nach Auskunft von Herkenhoff Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen, die die Zeitungen als Quelle nutzen, Heimat- und Regionalforscher sowie Familienforscher, also Menschen, die ihrer eigenen Familiengeschichte nachgehen. Sie werten Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen aus. Zeitungen seien zudem hilfreich, Personen zu finden, die aus ihrem Heimatort weggezogen und daher nicht mehr in den Kirchenbüchern zu finden sind. Mit Hilfe von Werbeanzeigen lasse sich die Historie von Unternehmen verfolgen.

Die Barmer Zeitung sei eine der ersten der Region gewesen, sagt der Wuppertaler Historiker Reiner Rhefus, der die neue Möglichkeit der digitalisierten Zeitungen „absolut spannend“ findet. „Nur die Elberfelder Zeitung ist älter.“ Laut Michael Herkenhoff ist es für eine so frühe Zeitung ungewöhnlich, dass sie bereits täglich erschien. Rhefus weiß zudem, dass Hermann Püttmann, einer der Redakteure der Barmer Zeitung, ein Förderer von Friedrich Engels war.

Rhefus recherchiert auch bisher schon gern in Zeitungen, schätzt die Vielfalt durch die gleichzeitig erscheinenden Blätter: „Es ist spannend, ein Ereignis aus acht verschiedenen Perspektiven zu erleben: Man entdeckt immer andere Aspekte.“ Er mache dabei auch immer wieder interessante Zufallsfunde. Nun wird er testen, wie das online funktioniert.

Lesbar sind die Zeitungen unter