Tausende Narren feiern sich warm
Schnee in Barmen, Sonne in Elberfeld — 60.000 Zuschauer ließen sich die Laune nicht verderben.
Wuppertal. Neun Jahre jung ist Noah — und es ist bei weitem nicht der erste Karnevalszug für den Jungen. Sein Großvater ist aktives Mitglied der „Fidelen Jungens“. Die ganze Familie ist jeck — in dieser Session ganz besonders: Denn sie gehören zum Gefolge des Wuppertaler Prinzenpaars, Michael IV und Birgit II.
Dem Prinzenpaar zu Diensten zu sein — für Noah, seinen jüngeren Bruder, seine Eltern und Großeltern Ehrensache. „Ich habe das mal ausgerechnet: Das sind bestimmt zwei Tonnen Kamelle“, sagt Noah und zeigt auf die Kisten voller bunter Schokoriegel und Bonbons.
Bevor sich der Zug gestern um 14.11 Uhr an der Brändströmstraße in Bewegung setzte, mussten alle zehn Wagen und zwölf Fußgruppen das Prinzenpaar passieren. Die Totalitäten begrüßten hernach ihre Untergebenen mit einem dreifachen „Wupp-di-ka“ — und dann ging es endlich los. Besonders Prinzessin Birgit II hatte dem Rosensonntagszug entgegen gefiebert: „Der Zug in Wuppertal ist für uns natürlich der Höhepunkt der Session.“
Und auch für Noah, der sich natürlich als Pirat verkleidet hatte, lautete das Motto des Prinzenpaar-Wagens doch „Meuterei auf der Wuppi“, war der große Moment gekommen: Endlich wieder Kamelle werfen. „Das macht immer richtig viel Spaß“, sagt der Neunjährige.
Auf dem Höhepunkt war die närrische Stimmung zweifellos als der Zug die Völklinger Straße passierte: Dort treffen sich die Jecken seit Jahren und feiern sowohl vor als auch nach dem Zug in den Kneipen — inklusive Party-DJ, der dem Prinzenpaar seinen Respekt zollte und die Totalitäten mit einem dreifachen Wuppdika grüßte.
Ruth Krampen, die Hofdame von Birgit II und Großmutter von Noah, hatte derweil alle Hände voll damit zu tun, das Gefolge zu koordinieren — immerhin, der Karneval in Wuppertal hat feste Regeln. Den Spaß an der Sache ließen sich aber weder das Prinzenpaar, noch die weiteren 800 Jecken, die sich am Zug beteiligten, als auch die 60.000 Zuschauer nicht verderben — allen Sicherheitsauflagen zum Trotz.