Uncle Ho melden sich zurück
Wuppertal. "Das war kein Plan, es war einfach Schicksal!" sprudelt es aus Julian Hanebeck, Sänger und Bassist der Wuppertaler Band Uncle Ho heraus. Eine überzeugende Antwort auf die Frage, warum die Formation nach sechs Jahren wieder zusammen spielt und eine Platte aufnimmt.
"Die Zeit war einfach reif, ein langsamer und logischer Prozess. Wir haben sowieso immer was miteinander gemacht, da gab es nie wirklich eine Pause." Julianhat mit Schlagzeuger Björn Krüger Else-Lasker-Schüler-Gedichte vertont und Kinderlieder gemacht. Björn und Gitarrist Thorsten Sala spielen beide bei "Bosse". Bei einem Konzert von Julians neuem Projekt "Ghosttown Dancehall" im LCB im Dezember machte Björn heimlich einen Termin klar - für ein Revival-Konzert von Uncle Ho. Damit war die Sache besiegelt.
"In diesem Sommer werden wir das lauteste, dreckigste, härteste Album unserer Bandgeschichte aufnehmen - eine zärtliche Liebeserklärung an unsere Stadt", erklären die drei. Diese Ankündigung auf der Facebook-Fanseite von Uncle Ho entlarvt die drei Familienväter als überzeugte Wuppertaler. Die rosarote Brille hat Björn trotzdem nicht auf. "Wuppertal tut auch weh, aber es ist nun mal unsere Stadt. Unsere Anfänge waren hier sowie prägende, tolle Erlebnisse und dazu viele Leute, die einem am Herzen liegen", erklärt Björn und glaubt: "So was verbindet. Mich hat es nie gejuckt, woanders hinzugehen."
Das Musiker-Netzwerk im Tal wissen die drei zu schätzen: So steht "Heyday"-Produzent Andy Herr bei den Studioaufnahmen helfend zur Seite und auch mit dem ehemaligen Uncle Ho-Mitglied Jens "Doc" Schmidt ist das Verhältnis so entspannt, dass dieser beim Konzert im November nicht nur mit seiner neuen Band als Vorgruppe spielt, sondern auch bei einem der alten Songs mit auf die Bühne kommt.
Auch das LCB hat historische Bedeutung für die Band, die Grundlagen der ersten Platte, der erste Gig nach Unterzeichnung des "Subway"-Plattenvertrags und auch das Abschiedskonzert 2004 - alles ist verknüpft mit diesem Ort. Es erklärt sich also von selbst, warum hier das erste Konzert nach der Pause stattfinden wird. "Außerdem", grinst Björn, "waren einfach die geilsten Gigs einfach immer in unserer Stadt."
Neben all den verschiedenen Musikprojekten arbeitet Julian als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bergischen Universität, Thorsten als Gitarrenlehrer, auch Björn hat sich ganz der Musik verschrieben. "Eine bürgerliche Existenz ist auch nicht unbedingt besser als das Musikbusinessgerede", meint Julian. "Aber damals mussten wir da raus, es hat einen Befreiungsschlag gebraucht, nur so ist jetzt ein Neustart völlig ohne Druck möglich," sagt er.
Die drei haben in vielen Ländern getourt, in großen Hallen gespielt, aber das ist es nicht, was sie wiederholen möchten. "Das muss nicht noch mal passieren" meint Björn. "Aber wieder auf den Partys unserer Freunde spielen, das muss passieren", ergänzt Julian. Sie möchten noch einmal die Leichtigkeit erleben, die mit dem wachsenden Erfolg verflogen sei.
Dass zwischen den dreien eine ganz besondere Verbindung besteht, ist nicht zu ignorieren: Die sehr enge Freundschaft, Wärme und Zärtlichkeit spielen eine tragende Rolle bei Uncle Ho. Julian beginnt einen Satz, Björn beendet ihn und umgekehrt. Thorsten nimmt zwar eher eine ruhige Beobachterposition ein, wirkt aber trotzdem wie ein Teil des Ganzen.
Die Jungs sind ein eingespieltes Team. Leidenschaftliche Musiker, die einander schätzen und respektieren, in sich ruhen und trotzdem Begeisterung ausstrahlen. Und genau deshalb so erfrischend glaubwürdig wirken. Ein Maskottchen haben sie auch schon: Julians sieben-jährige Tochter Cosima hat sich selbst dazu ernannt.
Und selbst wenn es irgendwann mit Uncle Ho nicht weitergehen sollte, bedeutet das kein Ende. "Björn und ich werden immer was zusammen machen, bis wir sterben - am liebsten mit Thorsten." Und das glaubt man dem eingespielten Dreiergespann sofort.