Uni testet Informatik für Schüler

Das Unterrichtsmaterial der Studenten macht die Technik nachvollziehbar und das Programmieren kinderleicht.

Foto: S. Fries

Wuppertal. Wenn die kleine Pflanze genug Wasser hat, leuchtet ein fröhlicher Smiley auf einem technisch aussehenden Sechseck. Wenn die Erde zu trocken ist, sieht das Gesicht traurig aus und gibt einen Ton von sich. Dieses kleine Gerät zu programmieren, ist kinderleicht: Das schaffen sogar Grundschüler. Und lernen dabei Grundlagen der Informatik. Das ist das Ziel eines Projekts an der Universität.

Seit einigen Jahren entwickeln hier Studenten Unterrichtsmaterial für den Sachunterricht an Grundschulen, seit 2015 im Rahmen des Pilotprojekts „Informatik in Grundschulen“ des Landes. Dabei arbeiten sie vor allem an Ideen, die ganz ohne Technik auskommen. „Wenn wir sofort auf die Technik-Ebene gehen, verlieren wir einige Kinder und auch Lehrkräfte“, erklärt Informatikprofessor Ludger Humbert. Dabei ist er leidenschaftlicher Verfechter des Anspruchs, dass alle Menschen zumindest Grundwissen über Informatik erhalten.

Deshalb gehöre Informatik auch so früh wie möglich auf den Stundenplan, betont seine Mitarbeiterin Dorothee Müller. Im Grundschulalter seien Kinder noch offen für alles Mögliche, danach verliere sich das. Vorurteile wie das, für Technik unbegabt zu sein, verstellten dann einigen Kindern den Zugang zu solchen Wissensgebieten.

Die an der Uni entwickelten Ideen sprechen die Kinder mit praktischen Aufgaben an. Sie wickeln zum Beispiel Papierstreifen um einen Stock, schreiben einen Text quer über alle Umwicklungen, so dass er auf dem auseinandergewickelten Streifen nicht mehr erkennbar ist.

Lesbar wird der Text erst, wenn man den richtigen Schlüssel hat — einen Stock in der richtigen Dicke. „Das Ausprobieren, welcher Stock passt, ist ein Spaß für die Kinder“, sagt Ludger Humbert. Gleichzeitig lernen sie etwas über Verschlüsselung.

An der RWTH Aachen entwickeln Studenten Unterrichtsmodule zum Codieren: Kinder lernen das Flaggenalphabet oder Blindenschrift kennen. An der Uni Paderborn lassen Studenten die Kinder Roboter spielen, denen andere Anweisungen geben müssen.

Sechs Lehrer hat das Land für eine halbe Stelle freigestellt, um solche Unterrichtseinheiten auszuprobieren, in Wuppertal ist Kathrin Haselmeier von der Grundschule Thorner Straße dabei. Sie und ihre Kollegen geben Rückmeldung an die Unis. Weitere Grundschulen sollen die Materialien testen.

Die Wuppertaler Studenten haben darüber hinaus Einheiten mit dem kleinen sechseckigen Gerät, genannt „Calliope“, entwickelt. Dieser Mini-Computer hat Sensoren, Lautsprecher und Mikrofon, kleine LED-Lämpchen und diverse Anschlüsse. Und er lässt sich leicht programmieren — zum Beispiel zur Überwachung einer Pflanze.

Zum Pilotprojekt gehört Calliope bisher nicht. Nach Auskunft eines Ministeriumssprechers könnte sie aber ab nächstem Schuljahr dabei sein. Ludger Humbert und sein Team haben jedenfalls das Preisgeld von 6000 Euro, das sie für ihr Projekt erhalten haben, für die Zusammenstellung einer Klassenkiste mit 30 Calliopes investiert. Die können Lehrer leihen, um mit ihren Schülern etwa eine Bewässerungsüberwachung zu bauen und dabei Grundzüge des Programmierens zu lernen.