Unital: Wie solide Werte zum Unternehmenserfolg beitragen können

André Betzer, Professor für Finanzwirtschaft an der Bergischen Uni, beleuchtete die Chancen integren Verhaltens in der Unternehmenspolitik.

Wuppertal. Wer das Management über sein Kapital in die Hände eines Dritten legt, kann nicht zwingend davon ausgehen, dass die fremde Person so sorgfältig mit dem Geld umgeht wie mit dem eigenen. Dieser klassische Interessenkonflikt zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer steht oft am Beginn finanzieller Krisen. Denn das opportunistische Verhalten des Individuums muss nicht zwingend dem Wohl der Allgemeinheit dienen.

André Betzer, Professor für Finanzwirtschaft und Corporate Governance an der Bergischen Universität, stellte im Rahmen der Vortragsreihe UniTal einen Hoffnungsschimmer bei der Krisenbewältigung vor. Titel seines Referats: „Compliance — Ein unterschätzter Erfolgsfaktor für Unternehmen und soziale Organisationen“. Ein guter Teil des Vortrags widmete sich der Frage, was Compliance denn eigentlich sei, nämlich die Einhaltung von Regeln und Gesetzen durch rechtmäßiges und integres Verhalten. Diese Werte, den Deutschen gut bekannt als preußische Grundfesten, seien durchaus wieder gefragt. An aktuellen Beispielen führte Betzer auf, wie mangelnde Compliance zu nachhaltigem Vertrauensverlust und damit zu Unternehmenskrisen führte.

Integres Verhalten nehme Einfluss auf Kreditkosten und wirke sich auf den Austausch mit Geschäftspartnern aus. Letztlich bestimme es auch darüber, welche Mitarbeiter ein Unternehmen an sich binden könne. So habe sich unter seinen Studenten bereits durchgesetzt, dass Bewerbungen bevorzugt an vertrauenswürdige Firmen gerichtet würden, sagte Betzer.

Freilich ergebe sich die Frage, inwieweit sich der Wert von Compliance quantifizieren lässt. Eben dieser Frage widmet sich ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit, die Betzer und sein Team an der Bergischen Uni leisten. Ziel ist es, empirische Daten zu sammeln und auszuwerten, die Aufschluss über positive Auswirkungen von Compliance auf den Unternehmenswert geben.

Das Publikum in der Citykirche blieb skeptisch gegenüber dem Optimismus, den Betzer vertrat. Skandale würden allzu schnell vergessen, der Kunde sei derjenige, der sich am wenigsten integer verhalte und damit das Tor für Regelbrüche bei den Unternehmen öffne. Betzer entgegnete, seine Studien würden darauf hindeuten, dass der Schaden, der durch Fehlverhalten angerichtet werde, durchaus nachhaltig sei. Dies gebe Anlass, die künftige Entwicklung hoffnungsvoll zu betrachten.