Begrabt mein Herz in Wuppertal Ein großer Fan von Eugen Egner
Uwe Becker hat alle bisher erschienenen Bücher und Cartoon-Bände.
Ich lese gerade zum 100. Mal die Erzählung „Das Porträt“ aus seinem 2003 erschienen Buch „Gift Gottes“, welche mit diesem Satz endet: „Daß ich nie wieder Frieden würde finden können, wußte ich, als ich die neben dem Behälter hängende, gerahmte Photographie sah, welche dieselbe Frau mit einem normal ausgebildeten Kopf zeigte.“ In meinem Besitz befinden sich alle seine 28 bisher erschienen Bücher und Cartoon-Bände. An meinen Wänden hängen zehn seiner Zeichnungen und Gemälde.
Ja, man könnte sagen, ich bin ein großer Fan. Es gibt Menschen, die behaupten, ich würde die Hemden und Beinkleider dieses von mir verehrten Künstlers auftragen und mich damit rühmen. Dies sind schlimme Verleumdungen, denen man keinerlei Glauben schenken darf, auch wenn ich zugeben muss, dass ich vor einigen Jahren, bei einem unangemeldeten Kurzbesuch, heimlich einen Strumpf des Meisters, der einsam auf dem Zweiersofa lag, eingesteckt habe.
Zur Beruhigung möchte ich anmerken, dass ich selbstverständlich nicht so ein gemeingefährlicher Fan wie der Lennon-Mörder Mark David Chapman bin, der den Pilzkopf 1980 hinterrücks erschoss. Ich habe mich zwar intensiv, aber nie obsessiv mit dem Leben und Wirken dieses Wuppertaler Künstlers beschäftigt, der allerdings in Ingelfingen das Licht der Welt erblickte. Am kommenden Sonntag verleiht Oberbürgermeister Andreas Mucke dem in Langerfeld lebenden Maler, Zeichner, Schriftsteller, Hörspielautor und Musiker, dem Meister des grotesken Humors, Eugen Egner, in der City-Kirche, den mit 12 500 Euro dotierten Von der Heydt-Kulturpreis. Als ich Eugen Egner kennenlernte, gewann die Rockband „Armutszeugnis“, bei der er die Sologitarre spielte, in der Düsseldorfer Phillipshalle einen Nachwuchswettbewerb. Egner verließ die Band aus Sorge, dass man bald weltberühmt wäre, und ständig Tourneen anstünden. Nicht zuletzt war es Eugen Egner auch wichtig, möglichst keinen von seiner Mutter zubereiteten Mittagstisch ausfallen zu lassen. Ich wurde damals direkt als sein Nachfolger auserwählt, ohne jedoch Gitarre spielen zu können. Als man den Irrtum bemerkte, interpretierte der Bassist Jan Kazda Egners außergewöhnliches Gitarrenspiel. Ich verblieb als Sänger dennoch in der Band und man bescheinigte mir später, dass ich mit meinem Triangelspiel dem Sound der Gruppe „Armutszeugnis“ einige Glanzlichter aufgesetzt hätte – aber das nur am Rande.
Zum Abschluss etwas für mich höchst Verwirrendes: Vor einigen Jahrzehnten verkaufte Eugen Egner nach einem Konzert von Fleetwood Mac in Frankfurt einige Zeichnungen an den Schlagzeuger Mick Fleetwood. Der Von der Heydt-Kulturpreis, den Egner am Sonntag erhält, ist mit 12 500 Euro dotiert. Exakt die gleiche Summe befindet sich zur Zeit auf meinem Sparbuch (Alles von der Oma!), dass ich aus Angst vor Einbrechern schon seit vielen Jahren in der Schallplattenhülle des Doppelalbums „The Golden Era of Pop Music – Fleetwood Mac“ deponiere.
Dies war viele Jahre ein sicheres Versteck, da ich mehr als 250 Schallplatten im Regal habe. Nun ist der Platz selbstverständlich nicht mehr sicher, wenn jetzt hier zufällig ein Einbrecher mitliest. Mein Sparbuch deponiere ich jetzt besser in der Plattentasche einer anderen Band. Ich verrate natürlich nicht welche, nur so viel, der Name fängt mit „A“ an, „A“ wie Asche.