Von der Krankenschwester zur Oberin mit Führungsqualitäten

Seit 40 Jahren gehört Steffi Kegler zur zur Wuppertaler DRK-Schwesternschaft. Ihr Beruf ist in dieser Zeit nicht leichter geworden.

Wuppertal. Mit 16 Jahren trat sie als Vorschülerin in die DRK-Schwesternschaft ein. Den Kopf voller Ideen wollte sie eigentlich Kinderkrankenschwester werden und so schnell wie möglich nach Afrika in den Entwicklungsdienst. Heute, 40 Jahre später, ist Steffi Kegler noch immer dabei - mittlerweile als Oberin - und stolz darauf: "Ich bin sehr stolz auf diese Schwesternschaft. Auf die 600 Mitarbeiter und auf das, was wir geleistet haben", sagt die 56-Jährige und spricht damit auch die Neuerungen der vergangenen Jahre, wie das Pflegewohnzentrum Haus Vivo und den ambulanten Pflegedienst "rotkreuzschwestern mobil" an.

Warum sie den Schwestern so lange treu geblieben ist? "Der Verein hat mir immer Entwicklungschancen gegeben und mir viel Neues ermöglicht. Das hat mich hier gehalten."

"Ich bin immer mit großer Leidenschaft Krankenschwester gewesen", sagt die zweifache Mutter über ihren Beruf. Dennoch beobachtet sie eine große Veränderung des Berufsbildes in den vergangenen 40 Jahren - abgesehen davon, dass die Rotkreuzschwestern heute längst keine Tracht mehr tragen, nicht mehr selbstverständlich im Schwesternhaus leben und es noch viel länger her ist, dass die Schwestern nicht heiraten oder eine Familie gründen durften: "Die Rahmenbedingungen haben sich geändert", sagt Kegler.

Die Arbeit im Krankenhaus sei unter anderem vor dem Hintergrund immer älterer Patienten mit Mehrfach-Erkrankungen schwerer geworden - übrigens auch körperlich. "Der wirtschaftliche Druck in allen Häusern ist viel größer geworden, das merkt jede Krankenschwester." Weniger Zeit für den Einzelnen und für die Patienten-Gespräche seien die Folge.

Vermutlich ist auch das ein Grund dafür, dass es für die Schwestern immer schwerer wird, guten Nachwuchs zu finden. "Der Beruf ist nicht mehr so attraktiv wie früher", vermutet Kegler. Zwar gebe es noch immer eine ausreichende Zahl von Bewerberinnen, aber der Anteil an Schülern mit mittlerer Reife und guten Noten sei deutlich gesunken. Viele der guten Absolventen zöge es in die Wirtschaft und nicht in den sozialen Bereich.

Dabei hat die Schwesternschaft ein Pfund, das auch für die Oberin einen besonderen Reiz ausmacht: Die Schwestern fühlen sich untereinander eng verbunden - ein bisschen wie in einer großen Familie. Das geht so weit, dass sich die Mitglieder außerhalb ihrer Arbeitszeiten ehrenamtlich für die Schwesternschaft engagieren, etwa mit Besuchsdiensten, Spaziergängen oder der Organisation von Basaren.

Mehr noch: Die Schwestern wenden sich zum Teil ganz selbstverständlich in beruflichen wie privaten Krisensituationen an die Oberin - bei Problemen mit dem Partner oder in Trennungsfällen. So half Steffi Kegler beispielsweise auch einer jungen Türkin, die große Probleme mit ihrer Familie hatte, weil diese sie in die Türkei zurückschicken wollte.

Sie vermittelte ihr einen anderen Arbeitsplatz außerhalb der Reichweite ihrer Eltern -für andere Arbeitgeber mehr als ungewöhnlich. "Ich bin natürlich als Oberin auch Geschäftsführerin", sagt Kegler einfach, "aber an erster Stelle fühle ich mich meinen Mitgliedern verpflichtet."